Heizen nach Sanierung teurer

Energetische Sanierung im Kosmosviertel treibt den Energieverbrauch in die Höhe

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Die energetische Sanierung in den Blöcken Schönefelder Chaussee 169-185 (Bauabschnitt 1) und Venusstraße 20-26 (Bauabschnitt 2) mit knapp 400 Wohnungen hat den Heizenergieverbrauch um über 20 Prozent gesteigert, statt ihn zu senken. Das ergibt sich aus den Nebenkostenabrechnungen für das Jahr 2017. Peter Schmidt und seine Mitstreiter vom Mieterprotest Kosmosviertel haben bei vielen Mietern die im Dezember 2018 zugestellten Belege sowie bis ins Jahr 2008 zurückreichende Abrechnungen eingesammelt, um ein Gesamtbild ohne Einfluss persönlichen Heizverhaltens zu bekommen. Zudem haben sie für eine Vergleichbarkeit die vom Wetterdienst gesetzlich errechneten Klimafaktoren einbezogen.

»Die ersten Hinweise auf Erhöhung des Verbrauchs in den fertig modernisierten Wohnblöcken hatten wir bereits für den Bauabschnitt 1 und das Jahr 2016«, berichtet Schmidt. Deswegen hatten Betroffene im Mai 2018 Anzeige wegen Verstoßes gegen die Energie-Einsparverordnung (EnEV) erstattet. Diese sei vom zuständigen Bauamt Treptow-Köpenick zurückgewiesen worden, wegen »verzerrter Ergebnisse«, so Schmidt. Die Abschnitte 1 und 2 werden durch eine gemeinsame Heizzentrale versorgt. 2017 war bei beiden Blöcken die Maßnahme abgeschlossen. Die hohe Umlage zwang einige Mieter zum Auszug.

»Es ist schlimm, dass der Bezirk bisher keine wirksamen Maßnahmen zum Mieterschutz ergriffen hat«, sagt Schmidt. »Im vorliegenden Fall konnten bis dato grundsätzliche Verstöße gegen die EnEV nicht erkannt werden«, erklärt Bezirks-Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) auf nd-Anfrage. Die Eigentümerin Schönefeld Wohnen GmbH & Co. KG sei jedoch um Stellungnahme gebeten worden. Weder das Unternehmen, noch dessen Geschäftsführer reagierten auf Anfragen von »nd«.

Nach Ansicht der Aktivisten wäre die Sanierung in dem Umfang komplett unnötig gewesen - die Plattenbauten aus der Endzeit der DDR hatten äußerst gute Dämmwerte. Schmidt fordert eine komplette Rückzahlung der erhöhten Mieten für die »falsche Modernisierung« und »falscher Abrechnungen« vom Eigentümer.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -