Die Ankündigung

Uwe Kalbe über das Ende des INF-Vertrages

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Kündigung des INF-Vertrages durch die USA ist die Ankündigung einer neuen atomaren Rüstungsrunde. Der INF-Vertrag stand für mehr als ein Aufatmen, mehr als eine Pause im Belauern der einstigen beiden großen Militärblöcke der Welt. Er war auch Auftakt einer neuen Aufgeschlossenheit - der Sowjetunion zuerst, deren Präsident innenpolitisch Perestrojka und Glasnost eingeläutet hatte und seine Gegner im Westen außenpolitisch mit einem demonstrativen Verzicht auf Großmachtansprüche überrumpelte. Der INF-Vertrag war ein außenpolitischer Vorläufer der Entwicklungen, die wenig später in den Ländern des Warschauer Vertrages zur Zeitenwende führten, wie immer man die bewertet.

Auch die USA zeigten auf ihre Weise Größe, als sie auf Michail Gorbatschows Vorschläge eingingen. Der Begriff »Deal« in der US-amerikanischen Außenpolitik beinhaltet heute ein diametral entgegengesetztes Herangehen an die Durchsetzung eigener Interessen. Der Deal von 1987 befreite vor allem Europa vom Trauma einer zugesicherten Zerstörung spätestens auf den zweiten Streich. Welch ein Glück, dass die Großmächte in ihrem Agieren über die Köpfe der Europäer hinweg damals etwas Gutes erreichten. Welch ein Unglück, dass die Europäer heute immer noch nicht weiter sind mit ihrer Emanzipation, allen angeberischen Weltmachtansprüchen zum Trotz. Was jetzt folgt, ist neben der militärischen Gefahr eine absehbare neue Entzweiung Europas zwischen Nibelungentreue und Frustration, neue Konflikte, neuer Protest. Es wird Verlierer geben und lachende Dritte. Vielleicht ist das auch ein Zweck der INF-Kündigung.

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