- Kommentare
- INF-Vertrag
Die Ankündigung
Uwe Kalbe über das Ende des INF-Vertrages
Die Kündigung des INF-Vertrages durch die USA ist die Ankündigung einer neuen atomaren Rüstungsrunde. Der INF-Vertrag stand für mehr als ein Aufatmen, mehr als eine Pause im Belauern der einstigen beiden großen Militärblöcke der Welt. Er war auch Auftakt einer neuen Aufgeschlossenheit - der Sowjetunion zuerst, deren Präsident innenpolitisch Perestrojka und Glasnost eingeläutet hatte und seine Gegner im Westen außenpolitisch mit einem demonstrativen Verzicht auf Großmachtansprüche überrumpelte. Der INF-Vertrag war ein außenpolitischer Vorläufer der Entwicklungen, die wenig später in den Ländern des Warschauer Vertrages zur Zeitenwende führten, wie immer man die bewertet.
Auch die USA zeigten auf ihre Weise Größe, als sie auf Michail Gorbatschows Vorschläge eingingen. Der Begriff »Deal« in der US-amerikanischen Außenpolitik beinhaltet heute ein diametral entgegengesetztes Herangehen an die Durchsetzung eigener Interessen. Der Deal von 1987 befreite vor allem Europa vom Trauma einer zugesicherten Zerstörung spätestens auf den zweiten Streich. Welch ein Glück, dass die Großmächte in ihrem Agieren über die Köpfe der Europäer hinweg damals etwas Gutes erreichten. Welch ein Unglück, dass die Europäer heute immer noch nicht weiter sind mit ihrer Emanzipation, allen angeberischen Weltmachtansprüchen zum Trotz. Was jetzt folgt, ist neben der militärischen Gefahr eine absehbare neue Entzweiung Europas zwischen Nibelungentreue und Frustration, neue Konflikte, neuer Protest. Es wird Verlierer geben und lachende Dritte. Vielleicht ist das auch ein Zweck der INF-Kündigung.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.