Fluggesellschaft »Germania« ist insolvent

Lufthansa bietet Sonderkonditionen für betroffene Passagiere an / Verbraucherschützer fordern bessere Absicherung für Fluggäste

  • Lesedauer: 3 Min.

Frankfurt am Main. Die angeschlagene Fluggesellschaft Germania hatte in der Nacht mitgeteilt, dass Insolvenz beantragt wurde und der Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt werde. Die Airline mit Sitz in Berlin beförderte bislang nach eigenen Angaben jährlich vier Millionen Passagiere und flog mehr als 60 Ziele an.

Die Fluggesellschaft erklärte, von der Einstellung des Flugbetriebs betroffene Fluggäste, die ihren Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht hätten, könnten sich zur »Organisation einer Ersatzbeförderung« direkt an ihren jeweiligen Reiseveranstalter wenden.

Für Passagiere, die ihr Flugticket direkt bei Germania gekauft hätten, bestehe dagegen aufgrund der Gesetzeslage »bedauerlicherweise kein Anspruch auf Ersatzbeförderung«.

Nach dem Insolvenzantrag der Fluggesellschaft hat die Lufthansa Sonderkonditionen für betroffene Passagiere der Airline angekündigt. Durch die Insolvenz sei »erneut eine Sondersituation für die Luftfahrtindustrie in Deutschland« eingetreten, erklärte der Konzern am Dienstag zur Begründung. Für die Fluggesellschaften Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines sollen betroffene Germania-Fluggästen deshalb vergünstigte Tickets bekommen.

Die Fluglinien wollen den Betroffenen demnach bei Verfügbarkeit für Flüge von und nach Deutschland innerhalb Europas Tickets für 50 Euro zuzüglich Steuern anbieten, für Flüge zwischen Deutschland und dem Nahen Osten für 200 Euro zuzüglich Steuern.

»Dieser Sondertarif gilt bis Ende Februar für Fluggäste, die ursprünglich über eine Germania-Buchung verfügt haben«, erklärte die Lufthansa. Die Tickets werden demnach »in den kommenden Tagen buchbar sein«. Über das genaue Verfahren zur Buchung dieser Sonderkonditionen werde »zeitnah« auf der Website LH.com informiert.

Zudem biete die Lufthansa-Tochter Eurowings aktuell im Ausland gestrandeten Germania-Passagieren »mit sofortiger Wirkung stark rabattierte Konditionen für Rückflüge nach Deutschland mit Eurowings in der Zeit bis Ende Februar 2019 an«. Betroffene Germania-Kunden können sich demnach auf eurowings.com einen neuen Flug nach Deutschland buchen und erhalten »im Nachgang 50 Prozent Rabatt auf den Preis, wenn sie entsprechende Unterlagen einreichen«.

Angesichts der Insolvenz der Fluggesellschaft Germania fordern Verbraucherschützer eine bessere Absicherung der Kunden. Eine Insolvenzversicherung für Fluggesellschaften, die bei einer Pleite Kunden helfe, sei noch immer nicht beschlossen, sagte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller, und appellierte an die Politik, endlich zu handeln. »Trotz der Erfahrungen mit der Insolvenz von Air Berlin haben Bundesregierung und EU nichts unternommen. Das rächt sich nun.« Den Germania-Kunden drohe nun »immenser Schaden«.

Auch der ADAC forderte eine Festschreibung des Insolvenzschutzes für Fluggäste, wie sie für Pauschalreisen bereits existiere. Alternativ bestehe die Möglichkeit, Fluggesellschaften dazu zu verpflichten, beim Ticketverkauf eine Versicherung für den Ticketpreis und die Rückbeförderung mit anzubieten. »Dadurch wird beim Verbraucher ein Risikobewusstsein geweckt und zugleich eine Lösung auf freiwilliger Basis geschaffen«, so der Verkehrsclub. Die Berliner Fluggesellschaft Germania hatte in der Nacht zu Dienstag einen Insolvenzantrag und die Einstellung ihres Flugbetriebs bekanntgegeben.

Agenturen/nd

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