Schockierend ehrlich

Ulrike Henning über die VW-Sicht auf die Welt

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 2 Min.

VW-Vorstandsfrau Hiltrud Werner hat sich recht weit aus dem Fenster gehängt, als sie in einem Zeitungsinterview die Meinung vertrat, dass es für Kundenklagen wegen des Dieselskandals aus Konzernsicht keine Rechtgrundlage gebe. Die Kunden hätten weder Verluste noch Schäden erlitten, die Fahrzeuge seien sicher und fahrbereit. Dabei ging es um genau um jene dieselgetriebenen Autos, die VW mit illegaler Software versah.

Nur ein Jahr brauchte Werner offensichtlich, um in ihrer noch recht neuen Verantwortung für das Ressort »Integrität und Recht« zu dem Schluss zu gelangen: Uns kann sowieso keiner was. Das ist die Botschaft des Wolfsburger Konzerns auch an die 400.000 VW-Kunden, die sich bislang einer Musterfeststellungsklage angeschlossen haben. Dabei soll überhaupt erst herausgefunden werden, ob VW vorsätzlich sittenwidrig gehandelt hat und daher Schadensersatz schuldet.

Werner könnte sich in ihrer Einschätzung durchaus täuschen, noch glaubt sie aber anderen Signalen. In den letzten drei Jahren drückte sich VW erfolgreich davor, die zu viel Stickoxid ausstoßenden Dieselfahrzeuge flächendeckend mit neuer Hardware auszurüsten, Verkehrsminister Scheuer sei Dank. Nun kommt auch aus der Politik Kritik an Werners vollmundigem Optimismus. Ihre Äußerungen seien »nicht hilfreich« bis »dreist«, heißt es seitens der VW-Hausmacht SPD. Für die Regierungskoalitionäre ist die Wolfsburger Ignoranz nur ärgerlich. Denn sie macht noch deutlicher, welcher Industriezweig - unter anderem aus Klimaschutzgründen - endlich stärker an die Kandare genommen werden sollte.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.