- Kommentare
- Bedrohung von Linken
Begrenzte Aufklärung
Marion Bergermann über Drohbriefe und wenig Folgen
»Es kann ja nicht wahr sein«, das dachten wohl viele, als klar wurde, dass es ein Polizist war, der Drohbriefe an Linke und solche, die er dafür hielt, in Berlin verschickt hatte. Der gleiche Gedanke schießt einem erneut in den Kopf, wenn es über ein Jahr nach der Tat immer noch so schwer ist, Details zu dem Fall zu erfahren. Wie der Täter an die Daten kam, ob er alleine handelte und was sein Motiv war, bleibt unbekannt. Wenn sogar die Datenschutzbeauftragte Maja Smoltczyk, die im Auftrag des Senats handelt, »mangelnde Kooperationsbereitschaft der Polizei« feststellt, wirkt das schon wie Geheimniskrämerei. Sie gehört nun mal nicht zu dem üblichen Kreis der Verdächtigen, die Machenschaften wittern.
Inzwischen werden Vermutungen laut, dass es Mittäter gab. Immerhin muss die Polizei selbst einräumen, dass es ihr bisher nicht gelungen ist, den Fall ganz aufzuklären. Dass die Beamten, die ja an sich durchaus fähig sind, zu ermitteln und Informationen zusammenzutragen, noch keine weiteren Erkenntnisse gewonnen haben, wirft die Frage auf, wie groß der Wille zur Aufklärung ist. Zumal auch die Staatsanwaltschaft verschwiegen in dem Fall ist. Ob, wie im Schreiben angedroht, Daten an rechte Gruppen weitergegeben worden sind, ist eine der weiteren offenen Fragen. Es ist höchste Zeit, dass Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) Licht ins Dunkel bringen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.