Tarifabschluss für Luftsicherheit geplatzt

Gewerkschaftsbasis lehnt vorgelegten Vertragsentwurf ab und erzwingt Nachverhandlungen

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist noch nicht lange her, da hatten Warnstreiks des Sicherheitspersonals an Flughäfen den Flugverkehr in Deutschland empfindlich gestört. Die kurz darauf folgende Tarifeinigung wurde gemeinhin als Erfolg für die Gewerkschaftsseite verbucht. Doch so glatt, wie es schien, geht die Tarifrunde für die rund 23 000 Beschäftigten privater Luftsicherheitsunternehmen doch nicht über die Bühne. Bei einer Mitgliederbefragung lehnte eine knappe Mehrheit von 55 Prozent das Verhandlungsergebnis ab.

Vor diesem Hintergrund hat die Gewerkschaft ver.di den Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) zu neuen Tarifgesprächen eingeladen. Die Gewerkschaft will strittige Punkte des Vertragstextes und weitere Kritikpunkte nachverhandeln, kündigte Bundesvorstandsmitglied Ute Kittel an. BDLS-Präsident Udo Hansen zeigte »großes Unverständnis« über die Haltung der ver.di-Basis, erklärte sich jedoch zu weiteren Gesprächen bereit. Diese sollen im März stattfinden. Man wolle in Ruhe verhandeln, deshalb würden Orte und Zeiten nicht kommuniziert, hieß es. Bis zum Abschluss der Gespräche werde es keine Streiks geben, sagte ver.di. Die Verhandlungen seien nicht gescheitert.

Beide Seiten hatten sich Ende Januar auf einen Vertrag geeinigt, der jährliche Lohnsteigerungen zwischen 3,5 und 9,77 Prozent bei einer Laufzeit von drei Jahren vorsieht. Danach läge das Gesamtplus je nach Region und Tätigkeit zwischen 10,5 Prozent und 26,7 Prozent. Für die große Personengruppe der klassischen Passagierkontrolle käme damit ab 2021 erstmals ein bundesweit einheitlicher Stundenlohn von 19,01 Euro zum Tragen. Bislang gibt es große Unterschiede je nach Postleitzahl. Gefordert hatten die Gewerkschaften 20 Euro für alle.

Die nun in der Mitgliederbefragung deutlich gewordene Unzufriedenheit bei einem Teil der Beschäftigten hatte sich bereits in internen Internetforen angedeutet. Kontrolleure von Flughafen- und Luftfahrtpersonal sowie von Fracht und Waren sind empört, weil für sie die für Fluggastkontrolleure vereinbarte Anhebung der Löhne von Ost- auf Westniveau bis zum Jahr 2021 noch nicht gelten soll. An den Flughäfen hat sich seit der Privatisierung der Luftsicherheitsbranche viel Unmut angestaut. Dass ihr Arbeitskampf spürbar Wirkung zeigte, dürfte »Appetit auf mehr« gemacht und die Entschlossenheit gesteigert haben, für einen Abschluss zu kämpfen, in dem die »20« tatsächlich steht und die Lohnkluft zwischen Ost und West für alle überwunden wird.

Dass die Gewerkschaftsbasis einen ausgehandelten Tarifvertrag ablehnt, passiert äußerst selten. Ver.di dürfte sich an die Klatsche von 2015 erinnert fühlen, als das Schlichtungsergebnis für die kommunalen Sozial- und Erziehungsdienste ablehnt wurde.

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