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Akkreditierung weg - Journalisten verlassen die Türkei
Korrespondenten von ZDF und »Tagesspiegel« haben das Land verlassen / Kritik am Vorgehen der türkischen Behörden
Berlin. Zwei deutsche Journalisten haben am Sonntag nach der Verweigerung ihrer Akkreditierung die Türkei verlassen. Der ZDF-Korrespondent Jörg Brase und der »Tagesspiegel«-Reporter Thomas Seibert flogen am Nachmittag nach Deutschland. Beiden - sowie einem nicht ständig in der Türkei lebenden NDR-Reporter - hatte das Presseamt in Ankara vor rund einer Woche mitgeteilt, dass ihr Antrag auf eine neue Pressekarte nicht bewilligt worden sei. Gründe nannten die Beamten nicht.
Beide Reporter kritisierten im ZDF-Studio Istanbul vor ihrer Abreise das Vorgehen der türkischen Regierung scharf. »Es ist ein Versuch, ausländische Medien einzuschüchtern und Druck auf sie auszuüben«, erklärte Brase. Man werde sich aber nicht beeindrucken lassen. Das ZDF werde gegen die Entscheidung auch gerichtlich vorgehen. Er und auch Seibert wollen weiter über die Türkei berichten - nötigenfalls von außerhalb.
Seibert sagte: »Der Versuch der Bundesregierung, mit der Türkei im Gespräch zu bleiben und sie bei diesem schwierigen Thema hinter verschlossenen Türen zu einer gemäßigten Linie zu bewegen, kann jetzt als gescheitert angesehen werden.« Die »Eskalation im Umgang mit den deutschen Medien« habe einen Punkt erreicht, an dem die Bundesregierung gar nicht mehr anders könne, als schärfer vorzugehen.
Wochenlang hatten sich zunehmend hochrangige Diplomaten und Politiker hinter den Kulissen für die deutschen Korrespondenten in der Türkei eingesetzt, von denen weiter viele auf ihre neuen Pressekarten warten. Einen Tag von der Ausreise von Brase und Seibert zog die Bundesregierung dann Konsequenzen und verschärfte die Reisehinweise für die Türkei.
Spitzenpolitiker von Grünen und Linkspartei kritisierten die Türkei wegen der Verweigerung der Akkreditierung scharf. Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock forderte mehr Druck auf die Regierung in Ankara: »Durch die Abhängigkeit der Türkei von Exporten in die EU sowie europäischen Investitionen hätte die Bundesregierung einen großen Hebel, um sich einer weiteren Eskalation der Türkei in Richtung Autokratie entgegenzustellen.« LINKEN-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht forderte laut »Tagesspiegel«, die Bundesregierung müsse ihre »Beschwichtigungspolitik« beenden und Rüstungsexporte sowie Finanz- und Kredithilfen für die Türkei stoppen.
Auch die SPD ließ kein gutes Haar an dem Vorgehen der türkischen Behörden. »Dass deutsche Korrespondenten ihrer Arbeit in der Türkei nicht frei nachgehen können, ist für uns inakzeptabel«, schrieb Bundesaußenminister Heiko Maas am Samstag im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Agenturen/nd
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