Der Kandidat, der lügt
Personalie
»Heimat gibt es auch im Plural«, zitiert Simon Vaut. Geboren sei er in Hamburg, habe in Frankreich, Belgien, in den USA und Irland gelebt. Vor 25 Jahren sei er in die SPD eingetreten. So steht es auf der Internetseite des SPD-Kandidaten für die Europawahl am 26. Mai 2019. Aber ob das stimmt? Vaut soll niemals in Brandenburg/Havel gewohnt haben, sondern immer in Berlin. So hat er es jetzt zugegeben, nachdem ihm der Lokalsender »SKB TV« auf die Schliche gekommen ist. In seiner unter der Rubrik »Über mich« ins Netz gestellten Biografie erweckt Simon Vaut sehr geschickt den Eindruck, in Brandenburg/Havel verortet zu sein, ohne die Behauptung aufzustellen, er sei dort gemeldet. Doch als der SPD-Landesverband seinen Bewerber für die Europawahl nominierte, da hat Vaut gemogelt, um irgendwie als einer von hier zu gelten. Das klappte. Vaut schlug seine Mitbewerberin Maja Wallstein aus dem Feld, obwohl diese die Wunschkandidatin von Ministerpräsident Dietmar Woidke war, obwohl der Name Simon Vaut den Genossen kein Begriff war - oder gerade deshalb.
Später tat er so, als wohne er bei seiner Partnerin in Brandenburg/Havel. Dabei stammt diese Frau nur von dort, lebt aber inzwischen auch in Berlin. Immer weiter verstrickte sich der 41-Jährige in ein Netz aus Lügen. Am Montag flog er auf, weil die als Freundin ausgegebene Bekannte nicht mitspielte und den Fernsehsender informierte.
Durch die Lügen sei ein »Riesenschaden« für die SPD entstanden, sagte der Landesvorsitzende Woidke am Mittwoch. Vaut werde schriftlich erklären, dass er sein Mandat im Fall der Fälle nicht annehme. Denn von Platz 22 der SPD-Bundesliste kann er nicht mehr gestrichen werden. Gegen ein Gesetz hat er nicht verstoßen. Sollte die SPD bei der Europawahl ein Ergebnis erzielen, das für Platz 22 reicht, so würde bei einem Verzicht von Vaut Ersatzkandidatin Maja Wallstein ins EU-Parlament einziehen. Woidke hätte dann doch noch seinen Willen bekommen. »Wir werden dieses Kapitel abschließen, wir gucken nach vorne«, sagte er.
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