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- Streik bei der BVG
Geduldsfaden straff gespannt
Tomas Morgenstern ist baff, wie viel Verständnis es für den Streik gibt
Die Berliner haben mit dem öffentlichen Nahverkehr schon so einiges durch. Und nicht jeder unterscheidet zwischen Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), S- und Regionalbahn, wenn Busse und Bahnen ausfallen, rappelvoll oder dreckig sind. Auch regelmäßig steigende Ticketpreise treiben die Hauptstädter schnell über die Erregungsschwelle. Da grenzt es fast an ein Wunder, mit welch stoischer Gelassenheit die meisten Einheimischen bislang die Auswirkungen des Arbeitskampfes bei der BVG ertragen.
Dabei kam es am Montag beim dritten Warnstreik seit Februar wirklich dick: Flächendeckend fuhren weder U-Bahnen noch Trams, auf einigen Buslinien sorgten Subunternehmen für ein paar Ausnahmen. 2,9 Millionen Fahrgäste zählt die BVG pro Tag - die nun auf S- und Regionalbahn, Taxi, Privat-Kfz, Fahrrad ausweichen oder laufen mussten. Und trotzdem war weiter Verständnis dafür zu vernehmen, dass die 14 500 BVG-ler ihr Streikrecht in Anspruch nehmen, um ihre Forderungen durchzusetzen. So viel Solidarität zeugt von Mitgefühl der sonst so schnodderigen Berliner. Die BVG gehört nun mal zu ihrer Stadt, ihre Belegschaft hat hier Streikgeschichte geschrieben.
Doch die Engelsgeduld der Berliner zeigt Grenzen, wenn ganze Stadtteile vom Nahverkehr abgehängt werden. Auch, dass Kollegen anderer Verkehrsträger die Mehrarbeit schultern, ist nicht selbstverständlich. Und ließe, wie sich die Stadt mit dem Streik arrangiert, nicht die Frage zu: Was, wenn es auch ohne BVG geht?
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