Opportunistin namens Barley

Robert D. Meyer über die Haltung der Bundesjustizministerin zur EU-Urheberrechtsreform

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Die SPD weiß, wie man potenzielle Wähler vergrault. Justizministerin Katarina Barley hat erklärt, im EU-Ministerrat am 15. April der umstrittenen EU-Urheberrechtsreform zuzustimmen. Damit setzt die Spitzenkandidatin der deutschen Sozialdemokraten zur Europawahl eine Tradition fort, mit der die Genossen nirgendwo Beliebtheitspunkte sammeln: Den Wählern Versprechungen machen, sich für eine Sache wirklich einzusetzen, dann aber nicht einmal im Ansatz alle Möglichkeiten auszuschöpfen.

Barley handelt genau so. Ihre Haltung zur EU-Urheberrechtsreform ist opportunistisch. Nach der Abstimmung Ende März im EU-Parlament hatte sie ihr Bedauern ausgedrückt, dass es die Abgeordneten mehrheitlich nicht für notwendig erachteten, die Richtlinie so zu formulieren, dass definitiv keine Uploadfilter zum Einsatz kommen. Die letzte Möglichkeit, die Reform europaweit noch zu stoppen, wäre der EU-Ministerrat. Barley hält es aber für ausreichend, statt vehement Nein zu sagen, ihren Widerstand auf eine ergänzende Protokollerklärung zu beschränken, die juristisch folgenlos bleibt und nach einer wachsweichen Absichtserklärung klingt, die ihr Papier nicht wert ist. Die Bundesregierung wolle sich »von dem Ziel leiten lassen«, bei der Umsetzung der Reform ohne Uploadfilter auszukommen.

Der Witz ist: Selbst die Justizministerin glaubt nicht daran. Anfang März erläuterte Barley in Brüssel, ihr seien »keine anderen technischen Maßnahmen bekannt, mit denen man Lizenzverstöße verhindern könnte«. Niemand sollte daher den Fehler machen, zu glauben, die Justizministerin leiste Widerstand gegen die Reform.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -