Steigende Mieten: Habeck hält Enteignungen für denkbar

Grünenpolitiker will Grundstücke des Bundes zum Bauen von Sozialwohnungen an Kommunen abgeben und gegen Bodenspekulation vorgehen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. In der Diskussion um explodierende Mieten und Wohnungsnot hält der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck Enteignungen unter bestimmten Voraussetzungen für denkbar. »Es wäre doch absurd, wenn wir das nur anwenden, um neue Autobahnen zu bauen, aber nicht, um gegen die grassierende Wohnungsnot vorzugehen«, sagte Habeck der »Welt am Sonntag«.

Der Grünen-Politiker schlug vor, dass Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) anordnet, alle Grundstücke der Bundesimmobiliengesellschaft zu vertretbaren Preisen an die Kommunen abzugeben. Diese müssten sich im Gegenzug verpflichten, darauf Sozialwohnungen zu bauen. Habeck empfahl zudem ein stärkeres Vorgehen gegen die Bodenspekulation. Brachliegende Grundstücke müssten in den nächsten Jahren bebaut werden.

Wenn diese Maßnahmen keinen Erfolg zeigten, müsse »notfalls die Enteignung folgen«, sagte Habeck. »Das Grundgesetz sieht solche Enteignungen zum Allgemeinwohl ausdrücklich vor«, betonte er.

Laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag des »Handelsblatt« unterstützen eine solche Enteignung 49 Prozent aller Deutschen. 29 Prozent halten Enteignungen dagegen für nicht nötig und 22 Prozent antworten »Weiß nicht« auf eine entsprechende Frage. Sie erläuterte die Ziele des Volksbegehrens »Deutsche Wohnen und Co« enteignen und fragte dann ob es Enteignungen brauche, »um den Immobilienmarkt in den Griff zu bekommen«. 547 Umfrageteilnehmer wurden zur Fragestellung repräsentativ befragt.

Bundesweit hatten am Samstag Zehntausende gegen steigende Mieten demonstriert. 40.000 Menschen gingen allein in Berlin auf die Straße. Dort startete zugleich die Unterschriftensammlung für die Enteignung von Deutsche Wohnen und allen Immobilienunternehmen mit mehr als 3000 Wohnungen. epd/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!