Wem gehört die Queen?

Der Brexit wird uns noch vor viele schwierige Fragen stellen, meint Bernd Zeller

  • Bernd Zeller
  • Lesedauer: 3 Min.

In unserem heutigen Bericht geben wir einen Überblick über die möglichen Abläufe dessen, was wir der Einfachheit halber Brexit nennen wollen. Die beste Lösung des Dilemmas vollzieht Theresa May mit der Methode, den Austrittstermin immer weiter zu verschieben. Damit wird sowohl dem Wählervotum Genüge getan als auch den Warnungen derjenigen, die den Austritt für keine gute Idee halten. Das sind so die Kompromisse, die es nur in einer Demokratie geben kann. Es soll also niemand mit angeblichen Demokratiedefiziten der EU kommen.

Manch ein Auftreten, das einem deutschen Repräsentanten nicht zustünde, ist bei einem Vertreter Europas nicht problematisch. Der Brexit ist für alle Politiker und Journalisten, die in europäischen Dimensionen denken, bitter, denn dadurch verkleinern sich ihre Dimensionen. Wer Politik macht oder bespricht, hat meistens Kompetenzwissenschaften studiert und vielleicht sogar einen akademischen Grad darin erlangt. Dann möchte er oder sie ungern örtliche Probleme aufgehalst kriegen, sondern das Wissen anwenden, wie das Große und Ganze zu laufen hat. Sich in der Regionalpolitik abzuquälen, da kommt man sich so vor, als ob Greta Thunberg den Wetterbericht ansagen würde. Allerdings darf auch nicht übersehen werden, dass bald der britische Kohlendioxidausstoß aus der EU-Bilanz herausfällt; die europäischen Klimaziele können leichter erreicht werden, auch wenn der kühlende Effekt von Englands schlechtem Wetter nicht mehr zählt.

Eine andere gemäßigte Lösung wäre: Großbritannien steigt nur aus dem Eurovision Song Contest aus. Dieser könnte dann auch wieder seinen französischen Namen zurückbekommen. Damit wäre eine Qualitätssteigerung verbunden - nicht weil die Briten fehlen, sondern weil man bessere Leute und bessere Musik zu einem Grand Prix de la Chanson schickt.

Die EU sieht sich bekanntlich als Wertegemeinschaft. Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, dabei komme es nicht auf staatliche Zugehörigkeiten an, doch so einfach ist es nicht. Tritt Großbritannien aus, auch mit Vertrag, kann es unmöglich in der Wertegemeinschaft bleiben, denn dann wäre diese nicht mehr mit der EU identisch. Sollte »Die Insel« weiterhin die europäischen Werte teilen wollen, dann nur gegen Lizenzgebühr. Die Urheberrechte, auch die aus der Tradition der Magna Charta, sind auf die EU übergegangen, rein moralisch jedenfalls. Selbstverständlich ließe sich über Rabatte reden.

Unberührt vom Austrittsverfahren muss die Regenbogenpressegemeinschaft bleiben. Wir haben immer noch ein blühendes Zeitungswesen im Segment Königshäuser-Berichterstattung, doch wenn wir nicht mehr mit der Queen und ihren Leuten strukturell verbunden sind, geht es uns eigentlich gar nichts mehr an, was im Buckingham-Palast los ist. Wir müssen deshalb die Queen zum europäischen Kulturerbe erklären und dadurch direkten Zugriff auf einschlägige Informationen beanspruchen. Jetzt rächt sich, dass wir keinen eigenen echten Adel mehr haben, um strategisch heiraten zu lassen.

Technisch möglich und der Demokratie würdig wäre das Optionsmodell. Es muss ja nicht das gesamte Vereinigte Königreich austreten, es treten einfach nur die Brexit-Befürworter aus. Die anderen bekommen oder behalten den EU-Pass. Im Laden legt man den Pass vor und bezahlt je nach Staatszugehörigkeit Zoll, man kann sich als EU-Bürger zollfrei vom Festland etwas liefern lassen. Wenn man aber dann mit einer nicht normgemäß gekrümmten Gurke erwischt wird, muss man Zoll nachzahlen.

Der bekannte deutsche Promi Campino ist britischer Staatsbürger geworden. Daraufhin wurde Mick Jagger mit einem Herzanfall in die Klinik gebracht. Für alle, die nicht wissen, was Campino macht: Wir sagen dazu Punkrock. Soll also keiner behaupten, die Deutschen würden keinen britischen Punkrock hinkriegen. Für die Briten bedeutet dies: Sie haben auf jeden Fall einen verdammt harten Brexit.

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