- Politik
- Nazis in Cottbus
Razzia gegen Rechtsextreme in vier Ländern
Wegen des Verdachts der Gründung einer kriminellen Vereinigung hat die Polizei mehr als 30 Objekte durchsucht
Berlin. Wegen des Verdachts der Gründung einer kriminellen Vereinigung von mutmaßlichen Rechtsextremisten hat die Polizei mehr als 30 Objekte in mehreren Bundesländern durchsucht. Der Schwerpunkt dabei lag in Brandenburg, speziell im Raum Cottbus. Ein Sprecher der Brandenburger Polizei bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochmorgen auch Durchsuchungen in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Zuvor hatte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) berichtet. Festnahmen gab es nach Angaben des Sprechers zunächst nicht. »Es wurden keine Haftbefehle vollstreckt.«
Lesen Sie auch: Ein Hooligan mit vielen Freunden Nicht nur in Chemnitz: Rechte Hooligans sind über Stadtgrenzen und den Fußball hinaus gut vernetzt
Der Verdacht lautet den Angaben zufolge auf Bildung einer kriminellen Vereinigung und richtet sich gegen etwa 20 Menschen aus der Hooligan-, Kampfsport- und rechtsextremen Szene. »Grundlage sind Durchsuchungsbeschlüsse des Amtsgerichts Cottbus«, sagte der Sprecher. Die Einsatzkräfte durchkämmten ab 5 Uhr morgens Büros, Gewerberäume und Wohnungen.
Der Einsatz sollte voraussichtlich bis in den Nachmittag andauern. Zu möglichen Ergebnissen der großen und zusammen mit dem Landeskriminalamt lange geplanten Aktion wollte der Sprecher zunächst nichts sagen. Dazu kündigte er für Donnerstag (11.00 Uhr) eine Pressekonferenz an.
»Wir haben Probleme mit Rechtsextremismus und den Strukturen«, sagte ein Sprecher der Stadt Cottbus, Jan Gloßmann, am Mittwochmorgen. Nun sollten zunächst die Ergebnisse der Durchsuchungen ausgewertet werden.
Der Raum Cottbus ist aus Sicht des Verfassungsschutzes der »Hotspot« des Rechtsextremismus in Brandenburg. »Es ist für uns als Verfassungsschutz ein toxisches Gebilde«, sagte der Referatsleiter Öffentlichkeitsarbeit des Verfassungsschutzes Brandenburg, Heiko Homburg, Anfang des Jahres dem Rundfunk Berlin-Brandenburg.
Das rechtsextremistische Potenzial liege im Raum Cottbus bei etwa 400 Personen, in Cottbus selbst bei 170, sagte Verfassungsschutzchef Frank Nürnberger im Februar. Die rechtsextreme Szene sei vielschichtig. Sie reiche vom Rockermilieu über die Türsteher-Szene bis hin zu Teilen des Security-Gewerbes. Wirtschaftliche Grundlage für Mitglieder der Szene sind zum Beispiel Tattoo-Studios oder Shops, die rechte Modelabel oder Fitnesspräparate verkaufen. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.