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Einfallstore in der Schweiz finden

Wolffs Müllabfuhr über die neueste Homestory, diesmal von einer Schweizer Zeitung

  • Tim Wolff
  • Lesedauer: 3 Min.

Dass deutsche Journalisten Nazis zu verstehen versuchen, dafür mit ihnen durch den Wald stiefeln und monatelang Rum trinken und immer wieder Götz Kubitschek so liebevoll melken, wie der bestimmt nicht seine Ziegen, das weiß man. Doch sich einem anzunähern, dem die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat vorgeworfen wird, dafür braucht es die »Neue Zürcher Zeitung«.

Die »NZZ«, so etwas wie die Schweizer »FAZ«, also der Gipfel bräsigen Konservatismus’, möchte man glauben, meint lieber flott herum: »Frauenquoten sind eine Demontage demokratischer Grundrechte«, »Auch bei der Zuwanderung bedeutet wahre Hilfe manchmal Härte« oder: »Das Einfallstor zum Sozialismus in Deutschland scheint gefunden.« Auch bietet sie buzzfeedig überschriebene Geschichten wie: »Eine Deutsche geht aus Idealismus eine Scheinehe mit einem pakistanischen Flüchtling ein - und bereut es schon Wochen später«, von der ein Absatz genügt, um ihre Substanz zu ahnen: »Eigentlich heißt Anna nicht Anna, und auch Abdul trägt einen anderen Namen. Sollte die Scheinehe auffliegen, wäre Annas Karriere in Gefahr, und Abdul könnte die Ausschaffung drohen. Deshalb müssen einige Details unklar bleiben … Auch Abduls Sicht auf die Beziehung bleibt offen. Ein Kontakt ist nicht möglich, weil Anna verschweigt, dass sie einem Journalisten ihre Geschichte erzählt hat. Anna steht politisch links, doch was sie über Abdul berichtet, klingt unweigerlich wie eine Aneinanderreihung rechtspopulistischer Stereotype.« Unweigerlich!

Die Story von Franco A., der scharfe Waffen hortete, sich als Flüchtling ausgab und seit Schultagen Naziansichten hegte, klingt dann unweigerlich so: »Die Tagebucheinträge sind keine Beweise für Taten. Sie zeigen aber, dass Franco A. mit der politischen Entwicklung in Deutschland unzufrieden war, dass er sich schon damals mit radikalen Ideen beschäftigte und sich bei allen jugendlichen Selbstzweifeln sehr viel zutraute.«

Auch eine Masterarbeit, die sich lese »wie der Versuch, eine jüdische Weltverschwörung zu beweisen«. Doch keine Sorge: »Tatsächlich lassen sich antisemitische Kommentare und die Hinwendung zu judenfeindlichen Verschwörungstheorien bei Franco A. über viele Jahre hinweg belegen. Aber auch diese machen den angeblichen Plan letztlich nicht konkreter«, denn Franco A. ist halt nur »neugierig und gibt sich dabei auch abstrusen Theorien hin und scheint sich in ihnen zu verlieren. Seine Ziele verfolgt er dann aber mit einer soldatischen Disziplin.« Was ein Nazi nie tun würde!

So sieht er auch nicht aus: »Niemand würde ihn mehr für einen Offizier halten. Er sieht eher aus wie ein Künstler oder ein Student der Philosophie.« Und die Freundin zweifelt: »Ihren Freund könne man im herkömmlichen Sinne nicht politisch zuordnen … Sie habe bei ihrem Freund noch nie auch nur eine menschenverachtende Nuance festgestellt … Die Freundin ist Mitglied der Linkspartei.« Ob sie zufällig nicht Anna heißt?

Wenn jedenfalls eine Linke das sagt, kann der Mann kein Verschwörer sein - weil Rechte dazu sowieso unfähig sind: »Ob es sich aber um eine Armee in der Armee handelt … und nicht eher um einzelne Spinner und Extremisten, ist doch fraglich.« Dafür ist sicher: »Während die Sicherheitsbehörden ihren Job gemacht haben, hat die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Fall Franco A. überreagiert. Das kollektive Haltungsproblem, das sie ihren Truppen unterstellte ... lässt sich bis heute nicht nachvollziehen.«

»Ein kurzer Blick in die Zukunft noch?« Okay: »Die Mutter: ›Ich möchte, dass das alles abgeschlossen wird. Ich wünsche meinem Sohn ein ganz normales Leben. Vielleicht wird er ja Journalist.‹« Die »NZZ« wäre was für ihn.

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