»Gestern Berlin, heute Brüssel, morgen Atlanta«

Beschäftigte des Getränkekonzerns Coca-Cola portestieren gegen den Arbeitsplatzabbau

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.

Gegen den anhaltenden Arbeitsplatzabbau in den Abfüllbetrieben des Getränkekonzerns Coca-Cola European Partners (CCEP) haben am Montagmittag rund 300 Gewerkschafter aus mehreren europäischen Ländern vor der belgischen CCEP-Zentrale in Anderlecht (Brüssel) protestiert. Sie folgten damit einem Aufruf des Gewerkschaftsdachverbands EFFAT, dem auch die deutsche DGB-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) angehört.

»Menschen vor Gewinne!«, forderten mehrere Redner und bemängelten, dass seit der Neustrukturierung der europäischen Niederlassungen des weltumspannenden US-amerikanischen Getränkegiganten unter dem Dach der CCEP im Jahre 2016 europaweit mehr als 2500 Arbeitsplätze vernichtet worden seien. Dies entspreche einem Anteil von etwa 10 Prozent der ursprünglichen Belegschaft. Während sich das CCEP-Management mit einem vermeintlichen ökologischen und sozialen Engagement rühme, verfolge es »einzig und allein die Interessen der Aktionäre« und strebe Rekorddividenden an, so die EFFAT. Negative Auswirkungen auf Beschäftigte, deren Familien und die Allgemeinheit rund um die betroffenen Standorte spielten im Kalkül der Chefetagen keine Rolle, so die Gewerkschafter.

Arbeit der Betriebsräte wird torpediert

Damit einher gehe eine undemokratische Blockadehaltung des Managements gegenüber Gewerkschaftern und Betriebsräten, erklärte ein Redner. »Wir haben versucht, mit unseren Bedenken gehört zu werden, sind aber von einer Gummimauer zurückgeprallt.« Vor allem weigere sich die CCEP-Chefetage mit ihrer »aggressiven und unprofessionellen Haltung« gegenüber engagierten Gewerkschaftern seit annähernd drei Jahren, an der Einrichtung eines gut funktionierenden Europäischen Betriebsrats (EBR) mit klaren Mitbestimmungsrechten mitzuwirken.

Nach den Vorstellungen der Manager »würde der EBR seiner Kernaufgabe beraubt, einen ständigen konstruktiven Dialog mit der Unternehmensleitung aufzunehmen und frühzeitig informiert und konsultiert zu werden, bevor Entscheidungen getroffen werden«, bemängeln die Gewerkschafter. »Wir erwarten, dass Coca-Cola die Demokratie bei der Arbeit respektiert! Und wir werden weitermachen, bis unsere Stimmen zu hören sein werden!«, rief ein Gewerkschafter bei der Kundgebung in Anderlecht aus. Die EFFAT ist ein anerkannter Sozialpartner der EU und möchte als solcher auch von der CCEP anerkannt werden.

»Gestern Berlin, heute Brüssel, morgen Atlanta«, rief der ehemalige NGG-Bundesstreikbeauftragte Jürgen Hinzer den Demonstranten zu. Im US-amerikanischen Atlanta befindet sich der Sitz des Coca Cola-weltkonzerns. »Wir müssen den Wiederaufbau des Internationalismus schaffen«, so Hinzer, der an eine Parole von Züricher Arbeitern bei einer Maikundgebung 1915 erinnerte. Ihr Transparent trug die Aufschrift: »Wir Arbeiter haben kein 'Vaterland' zu verteidigen. Unser Vaterland ist international.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -