Rebellischer Moment

Aert van Riel über Kevin Kühnerts Forderungen nach Kollektivierung

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Man musste sich zwischenzeitlich regelrecht Sorgen um den Zustand der Jusos machen. Die rebellischen Zeiten des SPD-Nachwuchses schienen komplett vorbei zu sein. Ihr Vorsitzender Kevin Kühnert wurde nicht müde, der SPD-Chefin Andrea Nahles seine Unterstützung zuzusichern. Zudem posierte er mit CDU-Rechtsaußen Wolfgang Bosbach für ein Foto vor Deutschlandflaggen und stellte in der Koalition mit der Union nur Minimalforderungen wie die »Respektrente« und ein »Klimaschutzgesetz«.

Doch nun beweist der Jusochef auf einmal sozialistischen Kampfgeist. Pünktlich zum 1. Mai erklärte Kühnert, dass Unternehmen wie BMW kollektiviert werden sollten. Das Kalkül dahinter dürfte klar sein. Kühnert schaltet sich in die Debatte um Enteignungen ein, weil er weiß, dass sich viele junge Menschen, die links ticken, mit solchen Ideen durchaus anfreunden können.

Angesichts der derzeitigen politischen Mehrheitsverhältnisse in der Bundesrepublik ist das Vorhaben aber nicht realistisch. Eine Verstaatlichung oder Kollektivierung von Autokonzernen ist mit Parteien wie CDU, CSU und Grünen nicht zu machen. Kühnert weiß das. Bei den linken Jusos muss er etwas für sein Profil tun. Wenn der Juso-Vorsitzende aber seine politische Karriere in wichtigen Positionen in der SPD fortsetzen will, wird er sich den Regeln der Realpolitik anpassen. Dass ihm das nicht schwerfällt, hat Kühnert bereits vor seinem Vorstoß zu Kollektivierungen unter Beweis gestellt.

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