Martialischer Spahn-Plan

Ulrike Henning über eine Impfpflicht, die das Problem missversteht

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 1 Min.

Während Jens Spahn mit seinem Gesetzentwurf zu einer Masernimpfpflicht ausreichend politische Unterstützung bekommen wird, bleiben Fragen nach der Sinnhaftigkeit des Unterfangens bestehen. Auch aus Sicht der EU-Kommission ist eine Impfpflicht kein Allheilmittel; »andere Organisationsformen des Impfens scheinen genauso wirksam zu sein«, merkte Kommissions-Vizepräsident Katainen kürzlich dazu an. Genau das ist die Frage: Wenn die Impfraten bei Masern sogar angestiegen sind, warum öffnet der Gesundheitsminister nicht Wege, die Rate der doppelt geimpften Kinder zu erhöhen? Wenn diese schon die erste Immunisierung erhalten haben, dürfte eine Gegnerschaft zu einer solchen Prozedur kaum Grund für das Versäumnis sein. Die neuesten Zahlen des Robert-Koch-Instituts sagen zudem, dass jede zweite Masern-Erkrankung Erwachsene und Jugendliche betrifft - eben nicht Kinder. Wo ist der Plan, diese Gruppe für die Impfung zu erreichen?

Mit einer Impfpflicht im vorgesehenen Rahmen wird das Problem nicht gelöst, sondern sie könnte auch noch zu falschen Rückschlüssen führen: Impfungen gegen andere Krankheiten erschienen unwichtig. Gesunkene Quoten bei Diphterie oder Tetanus weisen darauf hin. Und Impfskeptiker würden angesichts einer Zwangsmaßnahme endgültig zu Gegnern.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.