Horst herrscht halt gern über Körper

Lotte Laloire über die geplante Gesetzesänderung für Geschlechtsänderungen

  • Lotte Laloire
  • Lesedauer: 1 Min.

Man muss nicht »trans«, »intersexuell« oder »queer« sein, um sich diese Woche wieder einmal zu ärgern. Das Bundesjustizministerium hat zusammen mit Horst Seehofers (CSU) Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat einen Reformvorschlag zum Transsexuellengesetz vorgelegt. Minimal erleichtert werden könnte dadurch die Beratung für Menschen, die ihren Geschlechtseintrag im Personalausweis ändern lassen. Diese Anpassung ist bisher sehr teuer und oft qualvoll.

Neu wäre laut dem Entwurf aber auch, dass Ehegatten zur Geschlechtsidentität der Person befragt werden – wie Zeugen nach einer Straftat. Was soll das? Nach der verfassungsgerichtlichen Anerkennung der Dritten Option ist die anhaltende Bevormundung einfach nur unverständlich. Ein trans Mann (ja, so schreibt man das) fragte mich deshalb: »Warum müssen wir überhaupt beraten werden?« Ich weiß es nicht.

Der Beratungszwang erinnert an den für Schwangere vor einem Abbruch. Als seien wir alle zu dumm, selbst zu wissen, wer wir sind (oder bei Abtreibung: wie viele Kinder wir haben wollen). Sind wir nicht! Gegen Horsts Herrschaft über unsere Körper sollten wir uns gemeinsam wehren. Mit auf die Barrikaden kommen können übrigens alle Demokraten, denn den Verbänden Betroffener wurden nur zwei Tage Zeit für ihre Stellungnahmen gelassen. Eine Frechheit!

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!