Auszeichnung für Kotsaba auf der Kippe

Der Vorstand des Friedenspreisvereins hat sich gegen eine Preisverleihung an den Ukrainer ausgesprochen

  • Lesedauer: 2 Min.

Aachen. Nach Antisemitismusvorwürfen erhält der ukrainische Blogger und Aktivist Ruslan Kotsaba womöglich doch nicht den Aachener Friedenspreis 2019. Der Vorstand des Aachener Friedenspreisvereins sprach sich nach Bekanntwerden von Vorwürfen, der Ukrainer sei ein Antisemit, gegen eine Preisverleihung an ihn aus, wie eine Sprecherin am Freitag in Aachen mitteilte. Der entsprechende Vorstandsbeschluss muss jedoch von einer Mitgliederversammlung des Vereins bestätigt werden, die für den 14. Juni geplant ist.

Die Preisverleiher in der nordrhein-westfälischen Stadt benannten den ukrainischen Journalisten erst am Mittwoch als einen der beiden künftigen Preisträger. Mittlerweile ist jedoch ein Video aufgetaucht, auf dem Kotsaba Juden eine Mitschuld am Holocaust gibt, weil sie Nazismus und Kommunismus in die Welt gebracht hätten.

Der Journalist hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe indes bedauert und zurückgewiesen. Er bestätigte am Freitag die in einem Video aufgezeichneten Aussagen und erklärte zugleich, dass sich seine Ansichten in der Sache verändert hätten. »Ich habe durch meine Politisierung im Kontext des Krieges in der Ostukraine viele meiner Einstellungen überdacht und geändert«, so Kotsaba. »Dazu gehört auch die Aussage von 2011, die in nicht akzeptabler Weise den Juden Verantwortung für den Aufstieg des Faschismus in Deutschland und des Kommunismus in Osteuropa gibt«, erklärte er. Kotsaba bedaure diese Aussagen heute und bitte diejenigen, die sich durch sie verletzt gefühlt haben, um Verzeihung.

Der Blogger war von dem Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko (LINKE) und dessen Mitarbeiter Darius Dunker für den Preis vorgeschlagen worden. Die beiden erklärten, bislang nichts von dem Video gewusst zu haben.

Der Aachener Friedenspreis soll Kotsaba für sein Eintreten für Frieden, Versöhnung und Dialog zwischen den Konfliktparteien in der Ost-Ukraine verliehen werden. Kotsaba stammt aus der Westukraine. Er unterstützte die Majdan-Proteste in Kiew vor fünf Jahren. Nach Ausbruch des Krieges zwischen ukrainischen Truppen und prorussischen Milizen in der Ostukraine sei Kotsaba als einziger Journalist seines Landes auf beiden Seiten der Front akkreditiert gewesen, hieß es.

Mit dem zweiten Teil des Preises werden in diesem Jahr Initiativen für die Abschaffung von Nuklearwaffen ausgezeichnet. Agenturen/nd

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