Allervollste Zufriedenheit

Beinahe jede Woche wird über das nahende Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel spekuliert. Wir haben ihr schon mal ein Arbeitszeugnis ausgestellt.

Kaum eine Woche vergeht, in der nicht über das mögliche, theoretische, drohende, zumindest aber nicht auszuschließende baldige Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel spekuliert wird. Lebenserfahrene Menschen wissen: Alles geht einmal zu Ende. Wenn der Job weg ist, heißt es Bewerbungen schreiben, denn man will ja auch keine Schwierigkeiten mit der strengen Sachbearbeiterin bei der Arbeitsagentur. So eine Sperrfrist fürs Arbeitslosengeld ist schließlich keine schöne Sache. Ganz wichtig für eine aussichtsreiche Bewerbung: ein aussagekräftiges Arbeitszeugnis. Weil es nicht an uns liegen soll, wenn Angela Merkel nichts Neues findet, haben wir schon mal eine Beurteilung vorbereitet.

»Frau Dr. Angela Merkel arbeitete seit 1991 in der Demokratie-GmbH. Von der Ausbildung her Physikerin, hat sie sich zügigst in ihr neues Aufgabengebiet eingearbeitet. Sie war sowohl Ministerin für Frauen und Jugend als auch für Umwelt und war als Generalsekretärin, Partei- und Fraktionsvorsitzende der CDU sowie als Bundeskanzlerin tätig. Zu ihren vielfältigen Aufgaben gehörten die Beruhigung der Bevölkerung, das Tragen farbintensiver Hosenanzüge, die Einschläferung von Verhandlungspartnern, die Erledigung anfallender Korrespondenzen, die Etablierung einer markanten Zeichensprache in der Öffentlichkeit und die Zähmung verhaltensauffälliger Partner und Mitarbeiter.

Frau Dr. Merkel identifizierte sich absolutest mit ihren Zielen, auch über die übliche Arbeitszeit hinaus. Aufgrund ihrer raschen Auffassungsgabe vermied sie vorschnelle Entscheidungen, sondern dachte über drängende Probleme immer gründlich nach. Dies dauert teilweise bis heute an. Eine hohe Allgemeinkonkretheit rundet ihr Qualifikationsprofil ab.

Über ausgezeichnete Kenntnisse verfügt Frau Dr. Merkel in der Menschenführung. Immer verstand sie es, Ambitionen von Mitarbeitern frühzeitig zu erkennen und ihnen rechtzeitig neue, verantwortungsvolle Aufgaben zu übertragen. Sie ist nicht nachtragend, verfügt aber über ein formidables Gedächtnis. Ihre exorbitanten Fachkenntnisse erweiterte sie stetig und eignete sich zudem einige Grundbegriffe in exotischen Sprachen wie Englisch und Französisch an, die sie bis an den Rand der Anwendungsreife entwickelte. Sie erledigte ihre Aufgaben stets gewissenhaft, erschien pünktlich zu Interviewterminen, Kabinettsitzungen und Sternsingerempfängen und verstand es exzellent, bei all ihren Überlegungen die Interessen der Wirtschaft nicht in den Hintergrund geraten zu lassen.

Nur der Vollständigkeit halber erwähnen wir, dass Frau Dr. Merkel in der Lage ist, aus dem Stegreif eine allervollste Zufriedenheit auslösende Kartoffelsuppe herzustellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Frau Dr. Merkel ist zu allem fähig. Wir wünschen ihr für die Zukunft alles erdenklich Gute.«

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.