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Deutsches Kriseninstrument par excellence
Felix Sassmannshausen hat etwas an der Kurzarbeit auszusetzen
Wie im Zuge der vergangenen Krisen soll die Kurzarbeit auch jetzt auf 24 Monate verlängert werden können, wie das Kabinett am Mittwoch beschlossen hat. Schon in der Finanzkrise von 2008 zeigte man sich auch international geradezu begeistert, wie gut es in Deutschland gelang, damit Arbeitsplätze zu erhalten und die Konjunktur wieder schnell anzukurbeln. Bereits in den 1950er-Jahren eingeführt, entwickelte sich das Kriseninstrument rasch zu einem regelrechten Exportschlager der deutschen Politik. Und nach einem weiteren Star-Auftritt während der Corona-Pandemie soll das Wundermittel nun erneut wirken.
Die Vorteile liegen auf der Hand, wenn der Staat Knete gegen Arbeitsplatzsicherung tauscht. Für Unternehmen und Gewerkschaften ist es gleichermaßen gut, bügelt man damit einen Grundfehler der kapitalistischen Produktionsweise aus. In Krisenzeiten neigt das Kapital instinktiv dazu, sich ins eigene Fleisch zu schneiden, und Jobs abzubauen, die später mühsam wieder aufgebaut werden müssen. Mit Geschenken will man die Unternehmen zur langen Frist bewegen, die das gerne annehmen, dank mangelnder Kontrolle nicht selten auch beides: staatliches Kurzarbeitergeld und dennoch volle Produktionsauslastung. Die Beschäftigten ziehen dagegen mit teils existenziellen Einbußen den Kürzeren. Aber immerhin dürfen sie dankbar sein, nicht vor die Tür gesetzt zu werden.
Diese Kombination, Almosen für Lohnabhängige und Geschenke fürs Kapital, machen die Kurzarbeit zum deutschen Kriseninstrument par excellence.
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