- Sport
- Dutee Chand
Und das ist gut so
Die Sprinterin Dutee Chand aus Indien hat sich zu ihrer Homosexualität bekannt
Mehr als einen Monat zogen sich in Indien die Parlamentswahlen hin, die am Sonntag zu Ende gingen. Bis Donnerstag werden nun die Stimmen ausgezählt - Demokratie in einem Milliardenstaat kann dauern. Zumindest an den letzten Tagen der Unterhauswahlen stahl eine Leichtathletin all den Kandidaten für die Lok Shaba die Show: Sprinterin Dutee Chand aus dem Bundesstaat Odisha, die der Tageszeitung »Sunday Express« im Interview verriet, dass sie eine Frau liebt: »Ich habe meine Seelenverwandte gefunden«, sagte die 23-Jährige über ihre 19-jährige Freundin, mit der sie seit fünf Jahren zusammen ist. »Jede sollte die Freiheit haben, zusammen zu sein, mit wem sie will.«
Dass die 100-Meter-Silbermedaillengewinnerin der Asienspiele 2016 mit dem Thema an die Öffentlichkeit ging, war eine Sensation - Indiens erstes Coming Out im Sport. Noch nie zuvor hatte sich eine Athletin oder ein Athlet offen zur Homosexualität bekannt, was wenig verwunderlich ist, drohte doch bis vor Kurzem nach »Section 377« des indischen Strafgesetzbuches für »sexuelle Handlungen wider die Natur« eine Gefängnisstrafe zwischen zehn Jahren und lebenslänglich.
Erst am 6. September 2018 hatte der Oberste Gerichtshof das 125 Jahre alte Gesetz aus Kolonialzeiten aufgehoben, nachdem Menschenrechtsaktivisten jahrzehntelang dafür gekämpft hatten.
Homosexualität bleibt dennoch ein Tabu in Indien. So sagten auch Chands Eltern gegenüber Reportern, sie seien »geschockt« und »absolut gegen die lesbische Beziehung« ihrer Tochter. Dutee Chand beklagt, ihre ältere Schwester drohe damit, sie aus dem Haus zu werfen. Doch die Sprinterin sagt, sie wolle nicht nachgeben.
Sie ist kampferprobt: 2015 hatte Chand erfolgreich vor dem Internationalen Sportgerichtshof gegen die Testosteronregel des Weltverbandes geklagt, der einen Grenzwert für Läuferinnen forderte. 2019 will Chand nun der Homophobie in Indien entgegentreten. Und sie möchte einfach Sportlerin sein: »Ich will weiterhin Medaillen für mein Land gewinnen.«
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.