Tausende Kurd*innen beenden Hungerstreik

Nach einem Appell Abdullah Öcalans haben tausende Kurd*innen ihren teils monatelangen Hungerstreik beendet. Das Ziel sei erreicht.

  • Lou Zucker
  • Lesedauer: 2 Min.

Tausende Kurd*innen haben nach einem Appell Abdullah Öcalans ihren Hungerstreik beendet. Das Ziel des Protests, die Aufhebung von Öcalans Totalisolationshaft, sei erreicht. Dies teilte der Vordenker der kurdischen Bewegung und Gründer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in einem Brief an die Aktivist*innen mit, den seine Anwält*innen auf einer Pressekonferenz in Istanbul am Sonntag verlasen.

Laut der kurdischen Nachritenagentur ANF heißt es in dem Brief: »Ich kann mit Gewissheit sagen, dass der in Bezug auf meine Person gerichtete Zweck eurer Aktion sein Ziel erreicht hat. Ich möchte euch hierfür meine Liebe und meinen Dank zum Ausdruck bringen.« Tatsächlich wurde die Isolationshaft nicht aufgehoben, aber gelockert: Die Anwält*innen Öcalans, der wegen Verrat eine lebenslange Haftstrafe auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali absitzt, können ihren Mandanten nach acht Jahren wieder besuchen. Auch Öcalans Bruder war bereits im Januar ein Besuch gestattet worden.

Die inhaftierte Abgeordnete Leyla Güven von der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP) hatte den massenhaften Hungerstreik am 7. November 2018 begonnen. Nach einem Gespräch mit Öcalans Anwält*innen beendete sie nach 200 Tagen den Streik, ließ aber laut ANF am Sonntag durch ihren Parteikollegen und Mitstreikenden Tayip Temel erklären: »Den Hungerstreik beende ich zwar, aber unser Widerstand gegen die Isolation und unser Kampf für gesellschaftlichen Frieden wird weitergehen. Wir wollen einen würdevollen Frieden«. In einem auf Twitter veröffentlichten Video sagt sie während ihrer Einlieferung ins Krankenhaus: »Der Widerstand hat gewonnen«.

Dem Kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. zufolge befanden sich zuletzt europaweit 3000 Menschen im unbefristeten Hungerstreik, viele weitere wechselten sich ab. In Deutschland beteiligten sich vier Personen an der Aktion, sie wurden am Sonntag in Krankenhäuser eingeliefert. Acht Menschen hätten sich zudem aus Protest das Leben genommen, darunter ein Mann in Krefeld, der sich selbst angezündet hatte.

»Die Isolationshaft Öcalans ist nicht nur ein türkisches, sondern auch ein deutsches Problem«, sagte Ali Çiçek von Civaka Azad gegenüber »nd«. Ein Ziel der hungerstreikenden Kurd*innen in Deutschland sei es gewesen, die Bundesregierung dazu zu bringen, Druck auf die türkische Regierung auszuüben. Der Protest sei aber in Politik und Medien auf wenig Resonanz gestoßen, so Çiçek. Dies habe unter anderem mit dem anhaltenden Verbot der PKK in Deutschland zu tun, weshalb kurdische Aktivist*innen in Deutschland oft kriminalisiert würden. Auch das Bild Öcalans zu zeigen ist in Deutschland verboten.

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