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Maserati und Lada unter einem Dach?
Renault und Fiat Chrysler verhandeln über Megafusion - Zusammenarbeit soll Internationalisierung vorantreiben
Die französischen und italienisch-US-amerikanischen Automobilkonzerne Renault und Fiat Chrysler Automobiles (FCA) verhandeln über eine Allianz, die mittelfristig in eine Fusion münden soll. Diese Insiderinformation der Zeitungen »New York Times« und »Financial Times« vom Wochenende wurde am Montag durch Renault und die französische Regierung bestätigt. In diese Allianz sollen auch kleinere Marken wie Jeep, RAM, Dacia, Lada, Maserati und Alfa Romeo einbezogen werden. Fiat Chrysler hat nun Renault angeboten, dass beide je die Hälfte an einem künftigen Gemeinschaftsunternehmen halten. Entschieden ist bisher aber nichts.
Vorausgesetzt die Wettbewerbsbehörden der betreffenden Länder und der EU stimmen zu, könnte so der der weltweit drittgrößte Autohersteller entstehen. Die Gesamtproduktion könnte dann bei jährlich 8,7 Millionen Autos liegen. Zum Vergleich: Volkswagen produzierte im vergangenem Jahr mit 10,6 Millionen Wagen noch vor Toyota (10,59 Millionen) die meisten Wagen. Fiat Chrysler stellte 4,8 Millionen Autos here. Die Familie Agnelli, die 29 Prozent der Anteile der FCA-Gruppe hält, würde auch der größte Anteilseigner der neuen Allianz werden. Die zu schaffende Gruppe soll aus Steuergründen ihren Sitz in den Niederlanden haben. John Elkann, Enkel des langjährigen Fiat-Chefs Gianni Agnelli, ist als Vorstandschef im Gespräch, Renault-Boss Jean-Dominique Senard als sein Stellvertreter.
Fiat, Akronym für Fabbrica Italiana Automobili Torino, ist ein Dinosaurier der Automobilwelt. Der italienische Konzern wurde 1899 in Turin unweit der französischen Grenze gegründet. Das Familienunternehmen machte früh im Rennsport von sich reden und verdiente in beiden Weltkriegen gut am Verkauf von Lkw. Nach zahlreichen Lizenzvergaben in Osteuropa begann in den 1960er Jahren die Internationalisierung. 1970 war Fiat der weltgrößte Autohersteller. In den 1990er Jahren kam der Konzern, der unter Qualitätsproblemen und veraltetem Fahrzeugdesign, aber auch neuen Anbietern aus Asien litt, in die Krise. 2009 stieg man bei Chrysler ein und übernahm die US-Firma 2014 komplett.
Chrysler war 1925 in einem Vorort von Detroit gegründet worden. Durch Übernahmen etwa von Dodge stieg man rasch zur Nummer drei in den USA auf. Ausflüge nach Europa (Simca, Hillman) wurden 1979 beendet, als das Unternehmen vor dem Konkurs stand, der durch staatliche Hilfe vermieden werden konnte. Ende der 90er kam es zur Fusion mit Daimler - die Schwaben kündigten diese nach wenigen Jahren wieder auf. Wegen Absatzeinbruchs in Folge der Finanzkrise ging Chrysler in den Gläubigerschutz und wurde ab Ende 2008 mit staatlicher Hilfe saniert.
Renault wurde 1898 im Großraum Paris von drei Brüdern gegründet. Während man als Hersteller von Lkw und Flugzeugmotoren ebenfalls am Krieg verdiente, wurde das Unternehmen 1945 wegen Kollaboration mit der Wehrmacht verstaatlicht. In den 1960er Jahren litt man unter Absatzproblemen. Dennoch wurde Renault Vorreiter bei sozialen Errungenschaften, wofür auch Großstreiks 1968 und 1971 sorgten. 1994 bis 1996 kam es zur weitgehenden Reprivatisierung. Es folgten die Expansion durch Zukäufe und die Allianz mit Nissan. KSte
Das Projekt wurde am Freitag dem französischen Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire vorgelegt - der französische Staat kontrolliert 15 Prozent der Anteile von Renault. Die Regierung unterstützt die Pläne, zumal dadurch in Europa ein starker Akteur für zukunftsweisende Entwicklungen und Produktionen in den Bereichen Elektroantrieb und autonome Fahrzeuge entstehen könnte. Die Regierung will aber ihre starke Position im Konzern behalten, um so weiter Einfluss auf strategische Entscheidungen nehmen zu können, und sicher zu sein, dass durch die Allianz keine Arbeitsplätze und Standorte in Frankreich gefährdet werden. FCA beteuerte, es seien keine Werksschließungen geplant. Der Konzern rechnet aber mit Kostensenkungen um fünf Milliarden Euro jährlich.
Le Maire drängt darauf, dass die Zusammenarbeit mit Chrysler unbedingt im Rahmen der bestehenden Allianz zwischen Renault und Nissan-Mitsubishi erfolgen soll. Der japanische Konzern, der ebenfalls mit 15 Prozent an Renault beteiligt ist, während umgekehrt Renault mit 43 Prozent Hauptaktionär von Nissan ist, war nicht in die Verhandlungen einbezogen. Die Zustimmung gilt aber als wahrscheinlich, da sich der Konzern bereits für eine Erweiterung der Allianz mit Renault grundsätzlich offen zeigte. Sollte Nissan mit von der Partie sein, entstünde sogar der mit Abstand größte Autobauer der Welt mit einer jährlichen Produktion von 15,5 Millionen Fahrzeugen. Allerdings sind die Beziehungen zwischen den beiden Partnern seit der Affäre um den in Tokio inhaftierten Konzernchef Carlos Ghosn angespannt. Differenzen gibt es vor allem über eine von Renault angestrebte Vertiefung der Kooperation, was die Japaner strikt ablehnen.
Der Vorstandsvorsitzende von Fiat Chrysler, Mike Manley, sucht seit Monaten nach einem Partner, der ihm Zugang zum japanischen Markt schafft, eine Stärkung der Positionen in Europa ermöglicht und der hilft, den Rückstand bei der »Elektrifizierung« aufzuholen - hierbei ist Renault weit vorne. In diesem Sinne hatte Chrysler bereits eine Kooperation mit Tesla in Europa vereinbart. Auch ein Zusammengehen mit der französischen PSA-Gruppe mit ihren Marken Peugeot, Citroën und Opel war erwogen worden, wurde aber verworfen, weil PSA zu stark auf Europa konzentriert sei. Renault wiederum ist durch Nissan stark in Japan vertreten, wo Chrysler nach einem Einstieg sucht. Renault wiederum hofft auf einen besseren Zugang zum Markt in China und vor allem in den USA - dort sind die Franzosen bisher gar nicht vertreten.
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