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Die letzten Meter tun weh
Stephan Fischer über Horst Seehofers angekündigten Abtritt
Die Fähigkeit zum würdevollen - vor allem des rechtzeitigen - Abtritts von der politischen Bühne ist bei der Vergabe des politischen Geschicks nur sehr rar gesät worden. Der Glaube an die eigene Unentbehrlichkeit scheint mit dem Alter noch zu wachsen. Vielleicht ist er geradezu nötig, um überhaupt in Spitzenämter zu gelangen, was dem Ganzen eine tragische Note verleihen würde. Denn diesen Glauben hat man zusehends exklusiv. Während man glaubt, immer mehr mitreden zu müssen, um mit den Jüngeren mithalten zu können, hat man umgekehrt immer weniger wirklich zu sagen. Regieren kann man dann trotzdem noch - und das müssen dann meist die Jüngeren aushalten.
Horst Seehofer verdeutlicht das Problem der gesamten Union, die sich politisch überlebt zu haben scheint - es ist nur noch nicht als Erkenntnis zu ihr durchgedrungen. Die Probleme des 21. Jahrhunderts lassen sich nicht mehr mit Mitteln des längst vergangenen lösen. Natürlich kann man ständig auf Strohpuppen eindreschen: Asylgesetze verschärfen, um Rechtsaußenwähler zu umgarnen, statt sich mit Fluchtursachen, Stichwort Klimawandel, ernsthaft auseinanderzusetzen. Als Innenminister einen Heimatfimmel entwickeln, den viele andere nicht ausleben können oder aus ihr verdrängt werden - auch weil der Bauminister Seehofer anscheinend noch nichts von seinem Amt gehört hat.
Oft gehen Politiker nicht, sie werden gegangen. Nicht nur beim Marathon, dem Seehofers Politkarriere gleicht, gilt: Die letzten Meter Laufbahn tun oft weh. Aber nicht nur den Politikern.
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