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Union nicht mehr unangefochten an der Spitze
In mehreren Sonntagsfragen deutet sich nach der Europawahl ein Stimmungsumschwung zu Gunsten der Grünen an
Als Forsa direkt nach der Europawahl seine neue Sonntagsfrage veröffentlichte, witterten Kritiker wie der Medienjournalist Stefan Niggemeier noch eine PR-Aktion. Denn: »Umfrage-Schocks« seien eine »Spezialität« des Instituts. Gemeint waren »extrem positive Zahlen für die Grünen und extrem negative für die SPD«. Doch mittlerweile scheint diese Antwort nicht mehr zu reichen. Alle Umfragen zur Sonntagsfrage, die nach der Europawahl stattfanden, sehen einen deutlichen Zugewinn für die Grünen. Und: Die Ökopartei macht der Union den ersten Platz im deutschen Parteienspektrum streitig.
Alle Umfragen haben einen Fehler von zwei bis drei Prozent, doch der bisherige Trend bei den Zahlen von drei verschiedenen Instituten ist klar. Die Grünen liegen entweder einen Prozentpunkt vor der Union mit 27 Prozent (Forsa), oder direkt einen hinter beziehungsweise damit quasi gleichauf mit CDU und CSU mit 25 und 26 Prozent (INSA und Forschungsgruppe Wahlen), wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Die SPD dagegen verliert gegenüber ihrem Ergebnis von 15,8 Prozent bei der Europawahl weiter. Sie würde demnach nur noch 12 bis 14 Prozent bekommen.
Die am selben Tag wie die Forsa-Umfrage veröffentlichte Sonntagsfrage von Emnid unterstützte zwar scheinbar Niggemeiers Wahrnehmung der Forsa-Zahlen, sah sie doch die Union bei 28 Prozent weit vor den Grünen mit 20 Prozentpunkten. Doch die am 1. Juni veröffentlichte Befragung wurde vor der Europawahl durchgeführt.
Abseits der Schnellanalysen vom Wahlabend über die »grüne Welle« und die Abstrafung von Union und SPD deutet sich damit tatsächlich ein Wechsel in der, im Vergleich zu den Meinungsjournalisten auf allen Seiten eher trägen mehrheitlichen Stimmung, in der Bevölkerung an. Schon in den Wochen zuvor hatten Umfragen einen wichtigen Grund dafür aufgezeichnet. Mittlerweile sieht eine Mehrheit der Deutschen die Klimaerwärmung – ein Kernthema der Grünen – als wichtigstes politisches Problem.
Interessant auch: Die FDP scheint mit der Kritik ihres Vorsitzenden Christian Lindner an Fridays for Future und der Abschaffung des Enteignungsparagrafen im Grundgesetz auf wenig Gegenliebe zu stoßen. Mit aktuell zwischen 7 und 8 Prozent liegt sie hinter ihrem Wahlergebnis von 10,7 Prozent bei der Bundestagswahl 2017.
Auch die LINKE liegt mit 7 bis 8 Prozent leicht hinter ihrem Wahlergebnis von 9,2 Prozent von vor zwei Jahren zurück. Gleichzeitig ist der vorher scheinbar unaufhaltbare Aufstieg der Partei, die zum Klimaschutz außer Leugnung oder windelweichen Windungen nichts zu sagen hat, scheinbar gestoppt. Mit 11 bis 13 Prozent liegt die AfD genau bei oder leicht unter ihrem 12,6-Prozent-Ergebnis der Bundestagswahl von 2017.
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