- Kommentare
- Medikamente
Riskante Lieferketten
Ulrike Henning sorgt sich um die Arzneimittelsicherheit
Bottrop, Lunapharm, Valsartan - dieser Dreiklang bestimmte 2018 die Diskussion um Arzneimittelsicherheit. Zur Erinnerung: In der Stadt im Ruhrgebiet verdiente ein Apotheker an verdünnten Krebsmedikamenten aus dem eigenen Labor. Lunapharm steht für ein Geschäftsmodell, bei dem vermutlich europaweit teure Onkologika verschoben wurden, und Valsartan für verunreinigte Blutdrucksenker chinesischer Herkunft.
Nur folgerichtig, dass sich die Politik mit den Rahmenbedingungen der Herstellung und des Handels von Arzneimitteln befassen musste. Genauso klar, dass sie dabei weder die globalen Lieferketten antasten noch die Bastionen der Krebspharmazie mit ihren überteuerten Produkten stürmen würde. Es blieb die mühselige Aufgabe, in etablierte Räderwerke zu greifen und für die Zukunft zumindest hierzulande Schlimmeres zu verhindern. Das jetzt verabschiedete Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung indessen kann damit nur im Ansatz dienen.
Die Importförderklausel, die Apotheken verpflichtet, einen Anteil billigere Medikamente einzuführen, wurde nur abgeschwächt, nicht abgeschafft. Es gelang nicht, die Überwachung der Hersteller ausreichend zu straffen, die Bundesländer sind mit ihren oft zu dünn besetzten Strukturen immer noch dabei. Zwar will man nun spezialisierte Apotheken besser kontrollieren, bei gleicher Personaldecke heißt das aber, dass andere Teile des Medikamentenvertriebs seltener überprüft werden. Gesetzlich Versicherte müssen immerhin beim Rückruf eines Medikaments für den Ersatz nicht noch einmal zuzahlen. Ein schwacher Trost.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.