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Interregnum in Kasachstan
Felix Jaitner über den Ausgang der Präsidentschaftswahlen
Als Interregnum bezeichnet der marxistische Politiker und Philosoph Antonio Gramsci Übergangsphasen der Krise, in denen »das Alte stirbt und das Neue nicht zur Welt kommen kann«. Die Wahl Kasym-Schomart Tokajews zum kasachischen Präsidenten steht im Zeichen eines solchen Interregnums. Denn der 66-Jährige repräsentiert nicht nur aufgrund seines fortgeschrittenen Alters das »Alte«, er steht auch für die sowjetisch sozialisierte Gründergeneration des seit 1991 erstmalig unabhängigen Kasachstans. Als Nachfolger des inzwischen 79 Jahre alten Langzeitpräsidenten Nursultan Nasarbajew fällt ihm die heikle Aufgabe zu, eine geregelte Machtübergabe einzuleiten. Eine schwierige Aufgabe für das zwischen China und Russland eingeklemmte Land, das im Innern durch eine Mischung aus Zuckerbrot (Wirtschaftswachstum) und Peitsche (Autoritarismus) versucht, die Bevölkerung ruhig zu halten.
In Gestalt der postsowjetischen Generation steht das »Neue« seit einigen Jahren bereits in den Startlöchern, doch die von ihr beanspruchten Führungspositionen in Staat, Politik und Wirtschaft werden seit Jahren blockiert. Denn die Herrschenden fürchten nicht nur unkontrollierte Konflikte zwischen den Eliten, sondern auch die Möglichkeit, dass das Volk bei dieser wichtigen Entscheidung ein Wörtchen mitreden möchte.
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