- Kommentare
- OB-Wahl in Görlitz
Leihstimmen und nicht mehr
Robert D. Meyer empfiehlt der CDU in Sachsen endlich mehr Realismus
Einen »Wahnsinnswahlkampf« attestierte die sächsische CDU ihrem siegreichen Kandidaten Octavian Ursu, als am Sonntag klar war, dass er neuer Görlitzer Oberbürgermeister wird. Die Bundesvorsitzende Kramp-Karrenbauer erklärte ihre Partei zur »bürgerlichen Kraft gegen die AfD«, während Generalsekretär Ziemiak behauptete, die Christdemokraten gingen durch das Ergebnis gestärkt in die Landtagswahl. Doch die Wahrheit ist: Keine diese drei Behauptungen stimmt auch nur annähernd.
Wie viel Ignoranz kann eine Parteiführung eigentlich gegenüber der Realität aufbringen? Görlitz kommt nur mit einem dick geschwollenen, blauen Auge um den fragwürdigen Titel als erste Stadt, in der ein AfD-Oberbürgermeister regiert, herum. Grüne und linke Wähler halfen Ursu ins Amt, um das Worst-Case-Szenario zu verhindern. Teilweise grenzten ihre Wahlaufrufe an schmerzhafte Selbstverleugnung. Die CDU wurde in der Neißestadt zum Rettungsanker, obwohl sie doch gewichtiger Teil des sächsischen Dramas ist. Absolut niemand sollte sich darauf verlassen, dass die progressiven Kräfte im Freistaat ein weiteres Mal bereit sind, die Konservativen zu unterstützen.
Inhaltlich steht die sächsische CDU der AfD viel näher als LINKEN, Grünen und SPD. Gebracht hat es ihr nur Niederlagen. Bevor sich das nicht ändert, wird die AfD an Stärke gewinnen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.