Zwiespältiges Lob

Uwe Kalbe über das pragmatische Verhältnis zwischen Berlin und UNHCR

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Es klingt nach Apokalypse: 70,8 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Apokalypse reicht jedoch nicht bis nach Deutschland, auch wenn manche Debatten hier diesen Eindruck hinterlassen. Ohnehin gelangt nur die kleinere Hälfte der Geflohenen außerhalb des eigenen Landes, weil die größere Hälfte ihre Heimat nicht verlässt. Und vier von fünf der Geflüchteten kommt in einem Nachbarland unter, nicht etwa in Europa. Die Last ist also sehr unterschiedlich verteilt. Gerade in Deutschland, das an fünfter Stelle steht, was die absolute Zahl der Geflüchteten betrifft, relativiert sich das Bild, wenn man sie ins Verhältnis zur Bevölkerung setzt. Da landet Deutschland hinter Schweden.

Trotzdem werden die Debatten so geführt, als nahe mit den Flüchtlingen der eigene Untergang. Und es ist ein zwiespältiges Lob, das Flüchtlingskommissar Grandi der Bundesregierung spendet. Wenn Deutschlands Gesetze seit 2015 das Modell bieten, nach dem andere Länder sich richten sollen, dürfte eine humanere Flüchtlingspolitik in weite Ferne rücken. Grandis Geste hat ihren Grund in gestiegenen deutschen Finanzbeiträgen und einer Art Anerkennung des UNHCR - durch seine Einbeziehung in die Pläne zur Auslagerung der Flüchtlinge in Auffanglagern vor den EU-Außengrenzen. Da kann Merkel nun durchaus von einem Erfolg sprechen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.