- Politik
- Nach Walter Lübcke
Morddrohung gegen Kölns Oberbürgermeisterin Reker
Ermittler gehen offenbar von rechtsradikalen Hintergrund aus / Auch Bürgermeister von Altena wird bedroht
Berlin. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat eine Morddrohung erhalten. Die Polizei in Köln bestätigte am Donnerstag entsprechende Medienberichte. Zentral zuständig sei das Landeskriminalamt Berlin. Zuvor hatte der WDR gemeldet, die Drohung habe offenbar einen rechtsradikalen Hintergrund und stehe im Zusammenhang mit der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU).
Lesen Sie dazu: Rassistische Traditionslinien: Michael Lühmann warnt davor, rechten Terror zu entideologisieren oder als Einzelfälle abzutun
Laut einem Bericht der »Bild«-Zeitung übernahm das Berliner Landeskriminalamt die Ermittlungen, da auch andere Politiker in Deutschland Morddrohungenerhalten hätten. Unter ihnen ist nach WDR-Informationen auch der Bürgermeister der westfälischen Stadt Altena, Andreas Hollstein (CDU).
Reker wurde 2015 Opfer rechter Gewalt
Reker und Hollstein waren in der Vergangenheit bereits Opfer von Gewalt geworden. Ein rechtsradikaler Attentäter hatte Reker 2015 bei einem Wahlkampftermin mit einem Messer in den Hals gestochen. Die parteilose Kommunalpolitikerin wurde lebensgefährlich verletzt und musste notoperiert werden. Hollstein wurde 2017 in einem Dönerimbiss angegriffen und mit einem Küchenmesser bedroht. Dabei wurde er leicht am Hals verletzt.
Der CDU-Politiker Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni auf der Terrasse seines Wohnhauses erschossen worden. Am Wochenende wurde ein 45-jähriger Mann mit rechtsextremem Hintergrund als dringend Tatverdächtiger festgenommen. Die Bundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen und stufte die Tat als »politisches Attentat« ein.
Die CDU schweigt
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier forderte am Mittwoch mit Blick auf den Mordfall Lübcke Respekt und Schutz für Kommunalpolitiker in Deutschland. Sie seien diejenigen, »die die Kärrnerarbeit unserer Demokratie leisten«, sagte Steinmeier beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund. »Sie verdienen nicht nur unser Vertrauen, sie verdienen Respekt, und sie verdienen vor allem Schutz vor jeder Form von Herabwürdigung, Hetze und roher Gewalt.« Dass der Mord an Lübcke wieder einmal die Gefahr rechter Gewalt und rechten Terrors in aller Klarheit deutlich macht, kam dagegen in der CDU bisher nur wenigen über die Lippen. Lesen Sie hier, warum es nur auf den ersten Blick paradox ist, wenn Linksradikale die Gedenkdemos für einen CDU-Politiker organisieren. Agenturen/nd
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!