- Kommentare
- BVG
Planlos gen Verkehrswende
Nicolas Šustr will mehr als ein paar Batteriebusse
Größter Profiteur der voranschreitenden Elektrifizierung des Berliner Linienbusverkehrs ist bisher der polnische Hersteller Solaris. Fast 90 Prozent aller bisher bestellten und ausgelieferten Fahrzeuge kommen aus der Fabrik nahe Poznań. Seit vielen Jahren ist der einstige Familienbetrieb, der inzwischen zum spanischen Schienenfahrzeughersteller CAF gehört, an dem Thema alternative Antrieb dran - mit Erfolg. Die deutschen Hersteller wurden förmlich von der Entwicklung überfahren. Nach dem chinesischen Konzern BYD, was Build Your Dreams heißt, hatte Solaris 2018 mit rund 17 Prozent den zweitgrößten Marktanteil in Europa. Mercedes konnte sich bei der BVG immerhin einen Auftrag für 15 Busse sichern.
Nicht nur deutsche Hersteller sind überfordert, auch die Berliner Verwaltung kann hinten und vorne nicht mit dem erforderlichen Tempo bei der Verkehrswende mithalten. Wenige hundert Meter Busspur wurden seit dem Amtsamtritt von Rot-Rot-Grün neu abmarkiert. Dieses Jahr sollen, so das Versprechen, 20 weitere Kilometer dazukommen. Die BVG musste massiv helfen. Denn die Verkehrslenkung Berlin weiß oft nicht mal, welche Verkehrsschilder so auf den Straßen stehen, für die sie zuständig ist. Deswegen kann sie die Abmarkierung der Busspur nicht rechtssicher anordnen.
Zumal nach wie vor in der Verwaltung offenbar sehr viele Autofans sitzen, die nicht zulassen wollen, dass auch mal Parkplätze oder eine Fahrspur wegfallen. Kein Wunder, dass die Straßenbahn-Neubauprojekte so schwer vom Fleck kommen, dass Beobachter zweifeln, ob eine einzige der geplanten Strecken noch vor dem Ende der Legislaturperiode in Betrieb genommen werden können. Ohne attraktiven Nahverkehr, und damit sind nicht überfüllte, unpünktliche Busse gemeint, wird es nichts mit der Verkehrswende.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.