- Politik
- Fridays For Future
Schüler zwingen Abgeordnete zum Nachsitzen
Teilnehmer*innen der »Fridays for Future« bilden eine Menschenkette um den Bundestag
»RWE - Scheiße«, rufen mehrere Hunderte Schüler*innen in Berlin, unweit der Charité. Es ist Freitag, es sind Ferien. Dennoch demonstrieren sie mit »Fridays for Future« für eine andere Klimapolitik. Viele von ihnen tragen rote Kleidung. »Die Farbe soll zeigen, dass sich in der Klimapolitik sofort etwas ändern muss«, sagt Jonas, ein Pressesprecher der »Fridays for Future«. Er ist 17 Jahre alt und engagiert sich seit Dezember bei den Demonstrationen.
Die meisten, die an diesem Freitag dabei sind, sind zwischen zehn und 18 Jahren alt. Aber auch Kindergartenkinder sind dabei, Eltern mit Kinderwagen und die Omas gegen Rechts. Gegen 11:30 Uhr haben sie sich am traditionellen Treffpunkt in Berlin, im Invalidenpark, getroffen, um kurz nach zwölf Uhr startete der Demonstrationszug. Ihr Ziel: der Bundestag.
Auf dem Weg werden sie immer mehr. Schließlich angekommen am Bundestag, geben sie sich die Hände und bilden eine Menschenkette. »Hier kommt jetzt nur noch durch, wer sich für das Klima einsetzt«, sagt ein Sprecher. Die Menge jubelt. Die Menschen halten ein rotes Band vor sich, viele Fotograf*innen machen Fotos.
Gleichzeitig versucht die LINKE im Bundestag den Klimanotstand auszurufen, doch sie bekommt keine Mehrheit. Eine Teilnehmerin der »Fridays for Future«, die nicht namentlich genannt werden möchte, sagt: »Es ist frustrierend. Wir können hier draußen stehen und sonst etwas fordern. Solange es eine konservative Mehrheit im Bundestag gibt, werden wir einfach nicht gehört.«
Judith Daniel arbeitet als Referentin für die Linkspartei im Bundestag zu feministischen Themen. Sie muss gleich ein Papier über den Klimawandel aus feministischer Perspektive fertig schreiben. Jetzt sitzt Daniel aber erst Mal vor dem Reichstag und blickt strahlend zu den Demonstrationsteilnehmer*innen. »Als ich im März das erste Mal bei einer «Fridays for Future»-Demo dabei war, war ich überwältigt davon, wie viele junge Menschen sich hier für das Klima und ihre Zukunft engagieren«, so Daniel. Seither hat sie jeden Freitag an den Demonstrationen teilgenommen.
Auch Josi, die eigentlich anders heißt, ist schon länger bei den »Fridays for Future« dabei. Was sie machen werde, wenn die Politik die Forderungen der Schüler*innen weiter ignoriere? »Einfach weiter streiken.« Josi ist froh, dass trotz der Ferien 1000 Menschen zum Bundestag gekommen sind und dieser erfolgreich abgeriegelt werden konnte. Zu dem Vorwurf, dass sich in der Klimabewegung besonders Kinder und Jugendliche aus dem Bildungsbürgertum engagierten, sagt sie: »Klimaschutz kostet Geld. Es ist teurer, wenn man die Bahn nimmt, anstelle zu Fliegen. Es ist teurer, bei Bio-Supermärkten einzukaufen.« Deshalb liege es auf der Hand, dass diejenigen, die sich für das Klima einsetzten, mehr Ressourcen haben müssten. Klimaschutz sei aber letztendlich im Interesse aller Menschen, erklärt Josi. Daher sei es kein Problem, wenn sich die Bessergestellten mehr dafür engagierten.
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