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Die Decke bleibt zu kurz
Nicolas Šustr über Mangel allerorten bei der Bahn
Die Sommerfestspiele der Deutschen Bahn haben am Wochenende ihren furiosen Auftakt in der Lausitz gefeiert. Gleich 45 Züge fielen in den zwei Tagen wegen Lokführermangels aus. Landauf, landab fehlen genauso Bus- und Straßenbahnfahrer, besonders kritisch sieht es bei den Beschäftigten in den Stellwerken aus. Wenn für die kein Ersatz gefunden wird, dann geht es nicht nur um ein paar Züge, dann kann der Eisenbahnverkehr gleich flächendeckend zusammenbrechen.
Es macht einen immer wieder fassungslos, mit welcher Nonchalance das öffentliche Verkehrsangebot mit Ansage an die Wand gefahren wurde. Jahrzehntelang wurde aufgrund der Sparvorgaben nicht eingestellt, dementsprechend ungesund sieht die Altersstruktur in den Unternehmen aus. Und die Jungen haben offenbar so wenig Lust auf Schichtdienst und Wochenendarbeit, dass auch mit besserer Bezahlung die Lücken kaum zu schließen sind.
Immerhin können die Lausitzer auf eine für Infrastrukturprojekte relativ zügige Verbesserung der Anbindung nach Berlin hoffen. Der Wiederaufbau des zweiten Gleises zwischen Lübbenau und Cottbus soll bis 2023 realisiert werden - weil sich Brandenburg 2016 erstaunlich weitsichtig bereit erklärt hatte, die Planungskosten vorzustrecken. Und mit den Kohleausstiegs-Milliarden steht auch die Finanzierung.
Doch die Weitsicht beim Infrastrukturausbau fehlt nach wie vor an vielen anderen Orten. Die Ostbahn von Berlin nach Kostrzyn müsste dringend elektrifiziert und zweigleisig ausgebaut werden, um trotz bald komplett ausgelasteter Strecke nach Frankfurt (Oder) weitere Kapazitäten nicht nur für den Güterverkehr zu haben. Auch hier müsste Brandenburg die Planung vorfinanzieren, um zuschlagen zu können, wenn der Bund wieder Gelder verteilt. So viel Beitrag zur Verkehrswende sollte auch die Landesebene leisten.
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