- Sport
- Fußball der Männer
Weltklasseturnier mit einem Makel
Torwart Alexander Nübel war bei der U21-EM ein starker Rückhalt für die deutschen Fußballer. Im Finale patzte er - und Spanien gewann
Als die Tränen getrocknet waren, suchte Alexander Nübel Trost in den Armen seines Vaters. Die Familie des Schalke-Schlussmanns war extra nach Udine gereist, auch Freunde und Bekannte seines Heimatvereins TSV Tudorf waren 1000 Kilometer mit dem Auto gefahren - doch dann wurde ausgerechnet der 22-Jährige zur tragischen Figur des Endspiels. Am Ende einer ganz starken U21-EM patzte der Torwart im entscheidenden Moment böse. »Als Torhüter ist man versucht, sich alleine die Schuld zu geben. Er hätte den Ball sicherlich festhalten können. Aber letzten Endes sind wir auch wegen Alex ins Finale gekommen«, sagte Trainer Stefan Kuntz über jene Szene, die das Finale wohl entschied. Gerade als das DFB-Team auf den Ausgleich drängte, ließ Nübel einen Schuss von Fabian Ruiz nach vorne abprallen - Dani Olmo (69.) bedankte sich und schob zum 2:0 ein.
Nübel verschwand später als erster Spieler im Mannschaftsbus - ohne ein Wort gesagt zu haben. Das übernahmen seine Teamkollegen. »Alex hat ein Weltklasseturnier gespielt«, sagte Nadiem Amiri. Torjäger Luca Waldschmidt, mit sieben Treffern EM-Torschützenkönig, betonte: »Ich mache ihm keinen Vorwurf, dass das Ding nach vorne springt. Ich habe vorne auch Chancen vergeben. Wir sind ein Team und stehen alle voll hinter ihm.«
Im letzten Gruppenspiel gegen Österreich (1:1) hatte Nübel mit zwei Glanzparaden eine Niederlage verhindert, im Halbfinale gegen Rumänien (4:2) bewahrte er die DFB-Elf mit einem Weltklassereflex vor dem 1:3. Auch deshalb machte Kuntz seinem Keeper Mut. »Das wird für ihn ein Schritt sein, den er für den Rest seiner Karriere sicher gebrauchen kann«, sagte der DFB-Trainer. Das Tor indes sei, das gab auch Kuntz zu, »zum psychologisch schlechtesten Moment« gefallen und habe dem Team das Genick gebrochen - Amiri gelang in der 88. Minute noch der Anschlusstreffer.
Am frühen Montag reiste Nübel mit dem Rest der Mannschaft zurück nach Deutschland, wo nicht weniger spannende Tage auf den Torhüter warten. Noch immer ist die Zukunft des 22-Jährigen, dessen Vertrag beim FC Schalke 04 2020 ausläuft, ungeklärt. Die Gerüchte um ein Interesse von Bayern München und anderen Topklubs halten sich hartnäckig. Schalkes neuer Sportvorstand Jochen Schneider kündigte bereits an, mit Nübel Gespräche über eine Verlängerung des Vertrages führen zu wollen. »Wir werden alles tun, um ihn zu behalten«, sagte Schneider. SID/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.