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Quotenfixiert
Frank Plasberg redet mit Rechten über Rechte
»Ich hoffe, Sie hatten nicht das Gefühl, an einem Tribunal teilgenommen zu haben«, sagt Frank Plasberg, Moderator des ARD-Polittalks »hart aber fair« am Ende der Sendung zu einem seiner Gäste. Besser hätte der Journalist das Problem der letzten 75 Minuten an diesem Montagabend nicht zusammenfassen können.
Dabei sind der 62-jährige Plasberg und sein Team selbst schuld. Die Provokation, sie wurde von der Redaktion inszeniert. »hart aber fair« fristet seine TV-Existenz eben längst nicht mehr im WDR-Programm, wie es der Talk sieben Jahre tat, bevor die Sendung 2008 zur besten Zeit ins Erste wechselte.
Und weil die Öffentlich-Rechtlichen sich dem Diktat der Quote ergeben und Plasberg als Mitinhaber der Produktionsfirma »Ansager und Schnipselmann« wirtschaftlich davon abhängt, dass »hart aber fair« auf dem Sendeplan bleibt, wird die Sendung oft nach dem Prinzip Krawall und Unterhaltungswert vorbereitet.
Dabei hätte das Thema »Aus Worten werden Schüsse: Wie gefährlich ist rechter Hass?« nach dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke genug Anlass für sinnvolle Gespräche gegeben. Doch weil Plasberg nicht dafür bekannt ist, seine Gästeliste mit Betroffenen, Initiativen und Wissenschaftlern zu füllen, sondern mehrheitlich mit Politikern bestückt, muss der kritische Zuschauer sich nicht wundern, wenn die Sendung versucht, den Parteiproporz zu wahren.
Dass dieser Logik folgend auch AfD-Vertreter zu Wort kommen, bleibt nicht aus. Warum Plasbergs Team Uwe Junge einlud, ist aber ein Rätsel. Der Vorsitzende der rheinland-pfälzischen AfD-Fraktion ist kein Gefolgsmann des völkischen Flügels, »gemäßigt« ist in seinem Fall aber verharmlosend. »Der Tag wird kommen, an dem wir alle Ignoranten, Unterstützer, Beschwichtiger, Befürworter und Aktivisten der Willkommenskultur im Namen der unschuldigen Opfer zur Rechenschaft ziehen werden!«, twitterte Junge 2017.
Erkenntnisgewinn lieferte die Sendung nicht, dafür aber die viertbeste Quote für »hart aber fair« dieses Jahr. Schön für Frank Plasberg, blöd für die Debatte.
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