- Politik
- Sudan
Von der Straße nach ganz oben
Philip Malzahn über den Erfolg des sudanesischen Volkes
In Sudan haben die Menschen ein halbes Jahr lang demonstriert. Dafür wurden sie diffamiert, getötet und vergewaltigt, doch aufgegeben haben sie nicht. Die Menschen, angeführt durch ein breites Bündnis von Parteien, Gewerkschaften, Berufsverbänden und Stammesvertretern blieben friedlich, selbst als es danach aussah, dass sie lediglich ihren langjährigen Diktator durch eine Militärdiktatur ersetzt hatten. Am Freitag kam dann die lang ersehnte Erfolgsmeldung: Drei Jahre bis zur Demokratie - Militär und Opposition einigen sich auf Übergangsregierung.
Man muss der Zivilgesellschaft dafür gratulieren, gleichzeitig ist Vorsicht geboten: Die gleiche Erfolgsmeldung wurde nämlich schon im Mai verkündet. Ein paar Wochen später massakrierte das scheinbar demokratiewillige Militär über 100 Demonstranten. Das größte Oppositionsbündnis forderte damals vom Westen eine klare Stellungnahme und Konsequenzen für den Verantwortlichen: General Mohamed Hamdan Dagalo, alias »Hemeti«. Dieser soll auch jetzt ein Protagonist der neu beschlossenen Übergangsregierung werden. Man darf trotz allen Erfolgsmeldungen eben nie vergessen: Die politische Situation in Sudan ist extrem fragil. Selbst wenn mächtige Generäle wie »Hemeti« gelegentlich Zugeständnisse machen, entwaffnet sind sie längst nicht. Doch das macht den jetzigen Erfolg der Bevölkerung nicht weniger bewundernswert, im Gegenteil. Das Volk hat durch friedlichen Protest seinen Diktator gestürzt und das Militär an den Verhandlungstisch gezerrt, auch ganz ohne den Westen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.