Die Ernte wird eine Art Wundertüte

Trockenheit, Hitze aber örtlich auch viel Regen - Getreideernte in der Uckermark angelaufen

  • Uwe Werner
  • Lesedauer: 3 Min.

Die extreme Trockenheit im Vorjahr wird sich auch in der Uckermark auf die Ergebnisse der diesjährigen Getreideernte negativ auswirken. Denn über den Winter konnten die Wasserreserven im Boden nicht ausreichend aufgefüllt werden. Das schätzte Friedhelm Rogasch, Geschäftsführer des Bauernverbandes Uckermark, beim offiziellen Start der Getreideernte in der vergangenen Woche in Wichmannsdorf, Gemeinde Boitzenburger Land ein. »Damit beginnen die Landwirte, die Ergebnisse ihrer Arbeit eines ganzen Jahres einzufahren. Und das etwa zehn bis 14 Tage früher als im Durchschnitt der letzten Jahre«, fügte er hinzu. Auch wenn sich die Lage bis April/Mai noch ansprechend entwickelte, hätten die Trockenheit im Mai und die von langer Trockenheit begleitete extreme Hitze im Juni die Hoffnung auf eine gute bis sehr gute Ernte zunichte gemacht, so Rogasch.

Dennoch waren sich Karsten Twietmeyer, Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Erzeugergesellschaft mbH Wichmannsdorf, und d Landwirte aus verschiedenen Teilen der Uckermark aber darin, dass die Ernte für manchen Bauern auch eine Art »Wundertüte« werden könnte. Der Grund: Während es an einigen Orten zwischendurch auch kräftigen Niederschlag gab, blieben die Kollegen einige Kilometer entfernt oftmals im wahrsten Sinne des Wortes »auf dem Trockenen« sitzen. »Während also bei vielen von uns die Ertragserwartungen unter dem Durchschnitt der letzten Jahre bleiben werden, könnten einige Anbauer von Getreide durchaus auch bessere Ergebnisse erzielen«, sagte Manfred Mesecke, Vorsitzender des Bauernverbandes Uckermark.

Egal, wie es kommen wird, »das Wetter im Mai und Juni hat für die Uckermark insgesamt die Ernte gerettet«, schätzte Gernot Ferch von der Forschungsstation Dedelow des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) ein. Wie gut oder schlecht die Ergebnisse bei Mais und Raps ausfallen werden, hänge vom Wetter der nächsten Wochen ab.

»Die Erntearbeiten sind aber bekanntlich auch mit Einschränkungen für die Anwohner und den Straßenverkehr verbunden«, sagte Karsten Stornowski, der für die Landwirtschaft zuständige Beigeordnete des Landkreises. »Beim Dreschen entsteht mitunter reichlich Staub, und wenn es regnet, kann es auch passieren, dass einige Straßenabschnitte rutschig werden. Es ist also erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Nicht zu vergessen, dass Erntefahrzeuge und landwirtschaftliche Geräte oft sehr viel Platz auf der Straße brauchen und langsam fahren«, fügte er hinzu.

Im Zusammenhang mit dem möglichen Ausbruch von Feldbränden versicherte Stornowski, dass die Einsatzfähigkeit der Feuerwehren im Landkreis gesichert sei. Allerdings sollte es auch selbstverständlich sein, dass die Landwirte selbst möglichen Großschäden entgegenwirken. »Bodenbearbeitungsgeräte und Wasserwagen sollten beim Dreschen und Strohbergen einfach dazu gehören«, sagte er.

Wenn die Gerste eingebracht ist, folgen in der Uckermark weitere Ernte- und Wiederbestellungsarbeiten. So startet im Juli die Rapsernte, gefolgt von Weizen und Roggen. Die Maisernte beginnt dann im September.

Die Uckermark wird auch die »Kornkammer Brandenburgs« genannt. Vor allem der Norden weist sehr gute Ackerbaustandorte auf. Der Landkreis verfügt im Jahr 2019 über eine landwirtschaftliche Nutzfläche von insgesamt rund 180 000 Hektar - rund 150 000 Hektar Ackerland und 30 000 Hektar Grünland. Wichtige Kulturen sind Getreide, Ölsaaten und Zuckerrüben. Eine Besonderheit ist der Tabakanbau im Raum Schwedt.

Die Tierproduktion prägen vor allem Rinder und Schweine. Die Schafhaltung dient vor allem der Pflege der Oderdeiche und Naturschutzgebiete.

Auf 50 508 Hektar wurde 2019 nach Angaben des Bauernverbandes in der Uckermark Winterweizen angebaut (zum Vergleich 2018: 48 770 Hektar), auf 17 720 Hektar Winterraps (28 547), auf 11 781 Hektar Winterroggen (7496) und auf 18 713 Hektar Wintergerste (16 372). Die Maisanbaufläche wurde auf 20 864 Hektar erweitert (18 887).

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