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Trockene Böden erschweren Ernte
Die Nachwirkungen des Dürresommers 2018 sind weiter spürbar
Auch wenn in diesen Tagen ein paar Tropfen Regen vom Himmel fallen: Die Situation in der Landwirtschaft bleibt nach dem Dürresommer 2018 angespannt. »Die Nachwirkungen der Dürre sind noch immer deutlich spürbar«, erklärt Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Die Ernte wachse unter schwierigen Bedingungen heran, vielerorts gedeihen Weizen und Co. nur spärlich. Das Jahr werde wohl keine Verbesserungen für die angespannte wirtschaftliche Lage in vielen Betrieben bringen, prognostiziert der DBV-Präsident.
Vor wenigen Tagen hat der Verband seine Ernteprognose veröffentlicht. Demnach werden bei der Getreideernte mit rund 47 Millionen Tonnen zwar neun Millionen Tonnen mehr erwartet als 2018, jedoch etwa eine Million weniger als im Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2017. »Der Vergleich der diesjährigen Erntemenge mit dem Extremjahr 2018 verzerrt das Bild etwas. Wir erwarten in diesem Jahr eine Ernte knapp unter dem Durchschnitt«, so Rukwied. Vielerorts war es auch im Herbst und Winter noch zu trocken, so dass Wintergetreide erst spät ausgesät werden konnte. Erst im Mai fiel wieder mehr Regen, die Prognose besserte sich etwas. Doch die Hitze im Juni könnte dazu geführt haben, dass das Korn dürr bleibt, denn bei großer Hitze und Wassermangel bleibt das Korn ohne Füllung. »Durch die insbesondere im Osten Deutschlands nach wie vor zu trockenen Bodenverhältnisse sind mancherorts erhebliche Trockenschäden festzustellen. Auch haben Starkregen und Hagel teilweise die Getreidebestände stark geschädigt«, erläutert Rukwied.
Nach den Ernteverlusten im vergangenen Jahr von bis zu 80 Prozent erwarten die Landwirte in Brandenburg eine durschnittliche Ernte. In Bayern dagegen hat es im Süden zu viel und im Norden zu wenig geregnet. Angesichts der unterschiedlichen Wetterlage rechnet Landesagrarministerin Michaela Kaniber (CSU) insgesamt mit einer durchschnittlichen Getreideernte. Mancherorts sorgten auch Unwetter mit Hagel für Schäden. »Die Sommer werden heißer, die Hagelkörner größer und die Felder dürrer«, so Kaniber. Mit dem Klimawandel nehmen die Extremwetterereignisse zu.
Dramatisch war im vergangenen Jahr die Situation bei vielen Tierhaltern. Sie hatten schlicht nicht genügend Futter, und auch für den Winter wuchs nicht genügend auf den Äckern. Auf einigen Höfen wurden Tiere vorzeitig geschlachtet. Bauernverbände appellierten, Futtermittelbestände zu fairen Preisen abzugeben, Landesregierungen gaben Brachen, Hecken- oder Grünstreifen frei, die Betriebe aus Umweltgründen nicht bewirtschaften.
Auch in diesem Jahr haben verschiedene Bundesländer ökologische Ausgleichsflächen für die Ernte freigegeben. Nach dem Dürrejahr 2018 und zu geringen Niederschlägen 2019 seien die Bodenwasservorräte im Land noch lange nicht aufgefüllt, heißt es beim Landwirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt. Die Situation sei zwar nicht mit 2018 vergleichbar, dennoch komme es in einigen Regionen weiterhin zu Engpässen bei der Futterversorgung. Auch in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Teilen Bayerns können Landwirte Brachen für Futtermittel nutzen. Zuletzt hatten Rheinland-Pfalz und Sachsen reagiert. Dort können Landwirte ab kommender Woche brachliegende Ackerflächen zur Beweidung oder für Futtermittel nutzen. »Die Trockenheit hat die Futterversorgung für viele tierhaltende Betriebe deutlich erschwert. Mit dieser Maßnahme wollen wir helfen, Futterengpässe zu vermeiden« sagte der rheinland-pfälzische Agrarminister Volker Wissing (FDP).
Auch in Nordrhein-Westfalen setzt die anhaltende Trockenheit die Milchbauern unter Druck. »Das Futter für die Kühe ist schon wieder knapp. Wenn das so weitergeht, könnte das Höfesterben deutlich zunehmen«, sagte der Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen, Rudolf Schmidt, am Mittwoch bei einer Veranstaltung in Mechernich. Der jetzige Preis von 32 bis 33 Cent pro Kilogramm Milch reiche nicht aus, um die Mehrkosten vor allem für Futterzukäufe auszugleichen. »Wir brauchen 36 bis 38 Cent.«
Dürrehilfen sind in diesem Jahr nicht geplant. Stattdessen soll das Risiko zukünftig besser über Versicherungen abgemildert werden. Der ermäßigte Versicherungssteuersatz von 0,3 Promille auf die Versicherungssumme, wie er derzeit für Hagel gilt, soll auf Dürre ausgeweitet werden. Bisher müssen Landwirte noch 19 Prozent Steuern auf den Beitrag bezahlen. Aus dem Bundesfinanzministerium kam Zustimmung, einen konkreten Vorschlag gibt es noch nicht. »Ich wünsche mir sehr vom Bund, dass wir spätestens im Herbst eine Vorlage bekommen«, sagte Bayerns Landwirtschaftsministerin Kaniber. Bayern und Baden-Württemberg hatten das Thema auch in den Bundesrat eingebracht. Ein weiterer Vorschlag ist, Möglichkeiten für landwirtschaftliche Betriebe zu schaffen, steuerfreie Risikorücklagen zu bilden. Mit Agenturen
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