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Ausländische Pflegekräfte: abschieben und neue holen
Lou Zucker über Jens Spahns Plan, Pflegekräfte aus Kosovo anzuwerben
Jens Spahn wirbt gerade in Kosovo um Pflegekräfte. Klar, in deutschen Krankenhäusern mangelt es enorm an Pflegepersonal. Um eine gute Versorgung zu gewährleisten, fehlen der Gewerkschaft ver.di zufolge 80 000 Pfleger*innen. Doch anstatt dem Balkan Fachkräfte zu entziehen, könnte der Minister erst einmal damit aufhören, denjenigen Steine in den Weg zu legen, die bereits nach Deutschland gekommen sind – und im schlimmsten Fall sogar wieder abgeschoben werden.
Nach Angaben der Bundesregierung arbeiteten im Jahr 2017 bereits 133 000 ausländische Pflegekräfte in Deutschland. Doch viele von ihnen sind unter ihrer Qualifikation als schlecht bezahlte Pflegehelfer*innen angestellt. 40 Prozent der Anträge auf Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse lehnen die Behörden ab. Sich nachzuqualifizieren ist ein derart teurer und bürokratischer Prozess, dass nur ein Viertel ihn erfolgreich hinter sich bringt. Pfleger*innen aus dem außereuropäischen Ausland werden zudem oft wieder ausgewiesen, wenn sie die Qualifizierung nicht innerhalb von 18 Monaten erreichen. Die deutsche Überheblichkeit in Bezug auf unsere Abschlüsse muss ein Ende haben. Spahn muss den Anerkennungsprozess dringend vereinfachen – und für vernünftige Arbeitsbedingungen in der Pflege sorgen. Egal ob für Ausländer oder Deutsche.
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