Französische Kriegswaise verklagt Deutschland auf Entschädigung

Vater von Mann aus Elsass war zwangsrekrutiert worden

  • Lesedauer: 2 Min.

Straßburg. Der Sohn eines in den Reihen der Wehrmacht gefallenen Franzosen hat Deutschland auf Entschädigung verklagt. »Deutschland weigert sich, uns auf die gleiche Weise wie deutsche Waisen zu entschädigen«, sagte der aus dem Elsass stammende Gérard Michel am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Er habe bei der Staatsanwaltschaft Straßburg Klage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingereicht, weil sein Vater und sein Onkel 1944 und 1943 in die Wehrmacht zwangseingezogen worden waren.

Nach der De-facto-Annexion des Elsass' und Lothringes hatten die Nationalsozialisten rund 130.000 Franzosen für die deutschen Streitkräfte rekrutiert. In Frankreich werden diese Soldaten als Malgré-nous (»wider unseren Willen«) bezeichnet. Infolge eines Übereinkommens mit Frankreich zahlte Deutschland den Malgré-nous-Soldaten 1981 eine Einmalzahlung, aber keine monatlichen Kriegsrenten, weil sie als französische Soldaten gelten.

Sein Vater sei in einem Massengrab in Polen begraben worden, sagte Michel. Waisen französischer Gefallener hätten gemäß dem Übereinkommen von 1981 aber nur 920 Euro erhalten. Jemand, der sich freiwillig zur SS gemeldet hatte, könne hingegen regelmäßige Zahlungen von 400 Euro im Monat erhalten, beklagte er.

Im Juni bestätigte das französische Verteidigungsministerium, dass unter den 54 Empfängern deutscher Kriegsrenten in Frankreich fünf ehemalige Soldaten sind. Im Februar sorgte die Bestätigung für Entrüstung, dass eine Handvoll Nazi-Kollaborateure in Belgien noch heute Geld aus Deutschland erhielten. AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -