Frauen als Trophäe

Die Tour arbeitet noch immer mit Podium Girls, »She36« will das ändern

  • Florian Brand
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie stehen leicht bekleidet am Streckenrand oder auf dem Siegerpodest und sollen in erster Linie dem überwiegend männlichen Publikum des Radsports gefallen: Podium Girls. Die Berliner Radsport-Initiative »She36« fordert nun ein Ende dieser sexistischen Tradition im Sport. Unter dem Motto »Get rid of podium girls« fordern die Berliner Radsportler*innen mit einer Petition den Ausrichter der Tour de France, Amaury Sport Organisation (ASO), und dessen Direktor Christian Prudhomme auf, Frauen nicht länger »als Dekoration, gar als Preis für den Fahrer« zu präsentieren, sondern die Sichtbarkeit von Frauenteams und Frauenligen zu fördern. Der Aufruf verzeichnet bereits mehr als 18.000 Unterstützer*innen.

»Wir wollen die Sichtbarkeit von Frauen im Leistungssport erhöhen und eine mediale Stimmung schaffen, die Frauen ermutigt und nicht herabwürdigt«, sagte die Initiatorin der Petition, Tamara Danilov, dem »nd«. In der Fahrradszene gebe es bereits viele starke Frauen, denen jedoch noch lange nicht die gleiche Anerkennung zukäme wie den Männern, so die Gründerin der Berliner Frauen*-Fahrradgruppe »she36«. Gerade bei lokalen Events herrsche ein Klima, dass nicht das Gefühl von Gleichberechtigung erzeuge, zumal Hostessen nicht selten übergriffigem Verhalten ausgesetzt seien.

Im vergangenen Jahr hatte Tour-Präsident Prudhomme eigentlich bereits die Abschaffung der Podium Girls versprochen. Übriggeblieben von diesem Versprechen ist in diesem Jahr aber offenbar wenig. Anders als bei der Formel 1, die bereits seit dem vergangenen Jahr gänzlich auf sogenannte »Grid-Girls« verzichtet. Mit diesem Schritt wollten die Motorsportbosse dem Rennereignis einen neuen Anstrich verpassen und vor allem familienfreundlicher werden. Zudem sei diese Tradition nicht mehr zeitgemäß, hieß es in einer Begründung des Motorsport-Dachverbands FIA.

Eine öffentliche Stellungnahme seitens der ASO zur Forderung von »she36« blieb bislang aus. Nachdem die Radsportveranstalter über ihre Kanäle in den sozialen Medien zunächst jegliche Kritik an ihrer Praxis unterbunden hatten, sind mittlerweile einige der Kommentare wieder lesbar und auch die Präsentation der Podium Girls sei online nicht mehr ganz so sexistisch, so Danilov. »Wir glauben, dass die Botschaft angekommen ist.« Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, wollen die Aktivist*innen an diesem Dienstag gemeinsam mit einer französischen feministischen Organisation vor der ASO-Zentrale in Paris demonstrieren und ihre Petition persönlich überreichen.

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