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Hunderte Menschen bei Mahnwache für niedergeschossenen Eritreer
Bürgermeister beklagte eine »neue Qualität von gelebtem Rassismus« / Veranstaltung unter dem Motto »Kein Platz für Rassismus«
Wächtersbach. Mehrere hundert Menschen haben sich am Dienstagabend im südhessischen Wächtersbach zu einer Mahnwache für den 26 Jahre alten Eritreer versammelt, der dort am Montag mit Schüssen lebensgefährlich verletzt worden war. Mit Schildern und Plakaten setzten sie am Ort des Verbrechens ein Zeichen gegen Rassismus, Hass und Gewalt. Die Teilnehmer zeigten sich schockiert und betroffen über den nach Erkenntnissen der Ermittler eindeutig rassistisch motivierten Anschlag.
Zu der Mahnwache unter dem Motto »Kein Platz für Rassismus« hatten die Stadt Wächtersbach, der Main-Kinzig-Kreis und die Kirchen kurzfristig eingeladen. Der Bürgermeister von Wächtersbach, Andreas Weiher (SPD) sagte, ein weiteres Mal sei nach dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke aus Gedanken eine Tat geworden, »die uns erschüttert«.
Das 26 Jahre alte Opfer war am Montag durch einen Bauchschuss schwer verletzt und in einem Krankenhaus operiert worden. Der Mann ist nach ersten Erkenntnissen der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ein Zufallsopfer gewesen und »aufgrund seiner Hautfarbe« ausgewählt worden.
Weiher beklagte eine »neue Qualität von gelebtem Rassismus« und äußerte sich fassungslos über die »400 Hass- und Hetzkommentare« im Internet. Die Verfasser hätten keinen Respekt vor einem Menschenleben und träten das Grundgesetz mit Füßen. In Anspielung auf einen Bericht des Hessischen Rundfunks, der mutmaßliche Täter habe die Tat in seiner Stammkneipe angekündigt und anschließend davon erzählt, sagte der Bürgermeister Weiher: »Nehmt die Signale ernst, nehmt sie wahr!«
Unterdessen geht die Arbeit der Ermittler weiter. Sie konzentriert sich auch auf das Umfeld des mutmaßlichen Täters, der sich selbst erschoss. Agenturen/nd
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