Soldaten aus der Mitte wovon?

René Heilig über die Eroberung des öffentlichen Raumes durch das Militär

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Soldaten der Bundeswehr kommen aus der Mitte der Gesellschaft und dort hat die Truppe auch ihren Platz, betonte Kramp-Karrenbauer in ihrer ersten Regierungserklärung. Man muss ihr zustimmen - und beachten, dass sich gerade deshalb neue Fragen ergeben. Was ist die Mitte der Gesellschaft politisch gesehen? Gehört die AfD, in der allzu viele Ex- und Noch-Militärs den Ton angeben, dazu? Die Partei erweckte gestern im Bundestag den Eindruck, sie allein sei Interessenvertreter der Soldaten. Von einer »geistig-moralische Neuaufstellung« war da die Rede. Wenn Zivilgesellschaft, Parlament und Soldaten es zulassen, dass diese Partei weiter Fuß fasst in der Truppe, wird es wieder Nacht über Deutschland.

Helfen dagegen die Fackeln, die die Ministerin bei Zapfenstreichen im öffentlichen Raum entzünden will? Bieten Gelöbnisreden bald auch vor dem Bundestag der Demokratie Schutz? Kaum! Dass sie Soldaten in Uniform kostenloses Bahnfahren ermöglichen will, ist kein Ersatz für notwendige demokratische Bildungsarbeit in und außerhalb der Streitkräfte.

Vernünftiger wäre es, den Waffenträgern der Republik klarzumachen, wohin kostenloses Bahnfahren Soldaten vergangener deutscher Armeen gebracht hat. Um Kriege und Krisen zu vertreiben, braucht es mehr als Symbolik und Kraftmeierei. Die Debatte um den »Auftrag Frieden« ist überfällig.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.