Die eigene Demokratie ausgehebelt

Philip Malzahn über die Aussetzung der Sonderrechte für Kaschmir

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 1 Min.

Mit dem Artikel 370 der indischen Verfassung werden die Sonderrechte der kaschmirischen Bevölkerung garantiert. Er trat 1949 in Kraft. Seitdem existiert auch die Forderung diverser rechtsnationalistischer Kräfte, ihn wieder abzuschaffen. Genau das ist jetzt passiert: Tausende zusätzliche Soldaten sind nach Kaschmir geschickt worden, Ausgangssperren wurden verhängt, das Internet gesperrt und führende Lokalpolitiker unter Hausarrest gestellt. Am Montagmorgen stellte sich Innenminister Amit Shah vor das Parlament und erklärte, der Artikel 370 werde per präsidialem Dekret und mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Im Prinzip heißt das: In einer der größten Demokratien der Welt wurde eine tief greifende Verfassungsänderung durchgeführt, ohne vorher die Zustimmung des legislativen Organs einzuholen.

Die Menschen in Kaschmir sowie die restliche indische Opposition sind zu Recht völlig entsetzt. Viele fürchten, dass die Abschaffung der Sonderrechte für Kaschmir Indien noch teuer zu stehen kommen wird. Denn die rechtsnationalistische Regierung ist nicht nur bereit, die von der Verfassung garantierten Rechte der Kaschmiren einzuschränken, sondern dafür auch die eigene Demokratie auszuhebeln. In dem multiethnischen und -religiösen Staat ist das kein gutes Omen für die unzähligen Minderheiten, die auf einen verfassungsrechtlichen Schutz angewiesen sind.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -