100 Hektar und sechs Zimmer

Andreas Fritsche gesteht den Hohenzollern etwas zu

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war nur gerecht, nach dem Zweiten Weltkrieg in der sowjetischen Besatzungszone die Großgrundbesitzer zu enteignen und Junkerland in Bauernhand zu geben. Nicht absolut gerecht war es, den Junkern gleich alles wegzunehmen, ihnen nicht die 100 Hektar zu lassen, die auch ein Bauer maximal haben durfte. Doch es war politische Absicht, die alten Herren aus den Dörfern zu vergraulen, damit kein Knecht mehr furchtsam vor ihnen buckelt. Anders waren die Verhältnisse auf dem Lande damals nicht umzustürzen, und sie sollten und mussten umgestürzt werden.

Es ist auch ungerecht, Georg Friedrich Prinz von Hohenzollern anzukreiden, was seine Vorfahren Schlimmes angerichtet haben, zumal nicht alle von ihnen immer nur Kriege geführt, sondern beispielsweise durch die Trockenlegung des Oderbruchs auch eine Provinz im Frieden gewonnen sowie die Künste und die Wissenschaft gefördert haben.

So oder so ist Sippenhaft eine finstere Sitte aus finstersten Zeiten des Feudalismus und des Faschismus. Soll der Herr Prinz von Hohenzollern also meinetwegen 100 Hektar Acker und Weide in Brandenburg bekommen und außerdem sechs Zimmer im Schloss Cecilienhof für sich, seine Frau und seine vier Kinder - wenn er dafür komplett auf sonstigen Haus- und Grundbesitz verzichtet!

Freilich ist es Populismus, wenn die LINKE knapp drei Wochen vor der Landtagswahl eine Volksinitiative startet, die an den Volksentscheid gegen die Fürstenabfindung von 1926 erinnert. Aber der damit angesprochene Populus, das niedere Volk, das sind verglichen mit den Hohenzollern fast alle Brandenburger. Und die sollen ruhig mal sagen, was sie von den Forderungen der Erben des letzten deutschen Kaisers halten. Unabhängig entscheiden sollte dann allerdings die Justiz.

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