Falsche Tierfreunde

Christian Klemm hält rechte »Kritik« am Schächten für Demagogie

Es ist jedes Jahr das Gleiche: Zu Weihnachten sitzen Männer mit rotem Mantel verkleidet im Einkaufszentrum und geben Geschenke an Kinder aus; Familien stehen am Anfang der Sommerferien im Stau; in Berlin geht nach der ersten Schneeflocke bei der S-Bahn nichts mehr. Und auch darauf ist Verlass: Steht das islamische Opferfest an, so legen Rechte für einen Moment ihr Mettbrötchen beiseite und hieven das Schächten wieder auf die politische Agenda. Aus Tierschützgründen, versteht sich. Schließlich ist ein Patriot, der Blut und Boden verteidigt, auch ein Tierfreund.

Anlass dieser »Kritik« ist eine Ausnahmegenehmigung des Landwirtschaftsministeriums in Niedersachsen an einen Schlachtbetrieb für maximal 200 Schafe und Ziegen. Dass in diesem Fall nicht das Tierwohl der eigentliche Grund für das rechte Geblöke ist, ist mehr als offensichtlich. Ziel ist es vielmehr, Muslime als rückständig, brutal und kulturfremd darzustellen. Die übliche Masche also, um vor allem Stimmung gegen Menschen mit arabischem, afrikanischem oder türkischem Hintergrund zu machen.

Wären AfD und Konsorten wirklich um das Wohl von Tieren besorgt, dann würden sie sich mit der gleichen Vehemenz über Kükenschreddern, Massentierhaltung und Fischindustrie aufregen. Solange sie das nicht machen, ist die Verurteilung des Schächten nichts als Demagogie.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.