- Berlin
- Deutsche Wohnen
Mieten steigen immer weiter
Deutsche Wohnen legt Halbjahresbilanz 2019 vor
Um knapp 3,5 Prozent hat die Deutsche Wohnen ihre Vertragsmieten im Großraum Berlin innerhalb des vergangenen Jahres angehoben. Das geht aus dem Halbjahresbericht des Wohnungskonzerns mit Stand Ende Juni hervor, der am Mittwoch veröffentlicht worden ist. Mit 6,82 Euro pro Quadratmeter nettokalt liegt die Durchschnittsmiete der Deutsche Wohnen um 10 Cent über dem im Mai veröffentlichten Mietspiegel 2019. Wahrscheinlich liegt der Wert für Berlin sogar noch ein paar Cent höher, der Konzern bezieht in seine Statistik auch einige Tausend Wohnungen im Umland mit ein.
Die sowieso schon niedrigen Instandhaltungsinvestitionen von jährlich 8,72 Euro pro Quadratmeter in den ersten sechs Monaten 2018 sanken nun auf 8,20 Euro pro Quadratmeter. Deutlich mehr Geld fließt in die Sanierung. Allerdings seien davon nur etwa 30 Prozent umlagefähig und wirkten sich so auf die Bestandsmieten aus, heißt es beim Konzern. »In der ersten Jahreshälfte haben wir ein hohes Tempo vorgelegt und in vielerlei Hinsicht einen positiven Beitrag geleistet«, sagt Michael Zahn, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Wohnen, laut Mitteilung des Konzerns.
Die Deutsche Wohnen ist nach Vonovia mit über 165 000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten der zweitgrößte private Wohnungskonzern Deutschlands.
Der Konzerngewinn belief sich im ersten Halbjahr 2019 auf 603,1 Millionen Euro und somit rund acht Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres von 652,7 Millionen Euro. Grund sind die weniger stark steigenden Immobilienwerte. Im ersten Halbjahr 2018 wertete die Deutsche Wohnen ihren Bestand noch um 678 Millionen Euro auf, in der aktuellen Periode um 450 Millionen Euro.
Das Ergebnis aus der Wohnungsbewirtschaftung stieg im Zeitraum deutlich auf 365,1 Millionen Euro (2018: 331,1 Millionen Euro). Gleichzeitig sanken die Instandhaltungsausgaben von 44 auf 42,4 Millionen Euro, die Sanierungskosten stiegen um ein Drittel auf knapp 132 Millionen Euro. nic
Für positiv hält Rouzbeh Taheri, Sprecher der Initiative »Deutsche Wohnen & Co enteignen« den Beitrag des Konzerns allerdings nicht. »Der Halbjahresbericht zeigt, dass die Deutsche Wohnen ihre Strategie der überdurchschnittlichen Mieterhöhungen weiter fortsetzt«, sagt er zu »nd«. Das hat deutlichen Einfluss auf die dramatische Wohnungslage in der gesamten Stadt. Denn mit über 100 000 Wohnungen ist der Konzern mit Abstand der größte Vermieter der Stadt. Kern des Bestands sind die Wohnungen der 2004 unter Rot-Rot privatisierten landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GSW.
Konzernchef Zahn kündigt den Verkauf von 3000 Wohnungen in Berlin und weiteren 6500 in Norddeutschland an. Einzelheiten dazu wollte der Konzern auf nd-Anfrage nicht nennen. Der Verkauf habe aber nichts mit dem geplanten Berliner Mietendeckel zu tun, heißt es.
»Unsere freiwillige Selbstverpflichtung zur Mietenpolitik leistet einen konstruktiven Beitrag zur Verbesserung der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt«, erklärt Zahn. Bei dieser Selbstverpflichtung handelt es sich jedoch um keine einklagbaren Rechte von Mietern.
Ende Mai schmückte sich der Konzern mit dem Abschluss einer »Vereinbarung über den sozialverträglichen Ablauf von Modernisierungs- und Neubaumaßnahmen« mit dem schwarz-grün regierten Bezirk Steglitz-Zehlendorf. »Für uns Mieter*innen wird sich durch die vagen Formulierungen kaum etwas außerhalb der bestehenden gesetzlichen Regelungen verbessern«, sagt Barbara von Boroviczeny stellvertretend für das Bündnis MieterInnen Südwest. »Hauptanliegen scheint uns eine symbolische Geste zur Imagepflege beider Vertragspartner zu sein«, erklärt sie.
Seit Beschluss der Eckpunkte für einen Berliner Landesmietendeckel im Juni ist der Wert der Deutsche Wohnen am Kapitalmarkt um fast 20 Prozent gesunken - von 14,3 auf 11,5 Milliarden Euro. »Es ist ein gutes Signal, dass der Druck der Mieter Auswirkungen hat«, sagt Rouzbeh Taheri. »Außerdem konnten wir feststellen, dass der Deutsche Wohnen fast keine Ankäufe von Beständen in Berlin mehr gelungen sind«, so der Aktivist weiter.
»Für uns ist klar, dass unsere Forderung, die Bestände der Deutsche Wohnen und anderer Konzerne in Gemeineigentum zu überführen, weiter richtig ist, wenn wir nicht mit immer weiter steigenden Mieten konfrontiert sein wollen«, erklärt Taheri.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.