Bayern bastelt weiter

Dem Sieg in Cottbus und der Ankunft eines Vizeweltmeisters sollen weitere Transfers folgen

  • Maik Rosner, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Als der FC Bayern am Dienstagvormittag die Verpflichtung von Ivan Perisic offiziell bestätigte, war das Publikum längst einen Schritt weiter. Statt um den 30 Jahre alten Leihspieler von Inter Mailand ging es vor allem um die Frage, wer nach dem kroatischen Vizeweltmeister noch nach München kommen wird. Schließlich drängt die Zeit: Weniger im Hinblick auf den Bundesligaauftakt an diesem Freitag gegen Hertha BSC, für den sich die Münchner auch mit der aktuellen Belegschaft mit ihren nun 18 Feldspielern einen Erfolg zutrauen. Dafür umso mehr im Hinblick auf die Champions League, die in einem Monat beginnt - zwei Wochen nach dem Transferschluss.

»Bis zum 2. September werden wir noch was bekommen«, hatte Niko Kovac schon vor dem glanzlosen, aber souveränen 3:1 (1:0)-Sieg im DFB-Pokal bei Energie Cottbus gesagt. Nach der Partie lobte der Münchner Trainer vor allem die junge Mannschaft des Regionalligisten, wodurch für sein Starensemble keine uneingeschränkte Würdigung übrig blieb. »Großes Kompliment an Pele Wollitz und seine Mannschaft. Das haben sie richtig gut gemacht. Sie haben sich gewehrt von der ersten Minute an. So kenne ich Cottbus«, sagte Kovac.

In Bezug auf den Sommerschlussverkauf wollte er jedoch nicht konkret werden, allein schon wegen jener Rüge, die er sich zuletzt von Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge eingehandelt hatte, nachdem er sich »sehr zuversichtlich« über den geplanten Transfer von Manchester Citys Flügelspieler Leroy Sané geäußert hatte. Also verwies Kovac nach dem Sieg am Montagabend durch die Tore von Robert Lewandowski (32.), Kingsley Coman (65.) und des eingewechselten Leon Goretzka (85.) sowie nach dem Gegentreffer per Foulelfmeter von Berkan Taz in der Nachspielzeit auf die Zuständigkeit von Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Der war allerdings gar nicht mit ins Stadion der Freundschaft gereist, ebenso wenig Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß.

Konkret ging es um die Frage zu Philippe Coutinho vom FC Barcelona, an dessen Verpflichtung die Münchner auf ähnliche Weise basteln sollen wie zuvor an jener von Perisic. Der kroatische Linksaußen soll an diesem Mittwoch ins Mannschaftstraining einsteigen, ehe sich die Bayern bis zum Sommer 2020 überlegen können, ob sie die mit Inter vereinbarte Kaufoption in Höhe von kolportierten 20 Millionen Euro ziehen. Für diese Saison sollen zunächst knapp fünf Millionen Euro als Leihgebühr fällig werden.

Im Fall des Brasilianers Coutinho berichten spanische Medien, dass Barcelona nicht bereit sei, auf das erste Angebot des FC Bayern einzugehen. Angeblich soll es um eine kostenlose Leihe über zwei Jahre mit anschließender Kaufoption gegangen sein, wobei die Münchner zunächst nur Coutinhos Jahressalär von rund elf Millionen Euro übernehmen würden. Das vorläufige Veto aus Katalonien könnte auch daran liegen, dass der brasilianische Offensivspieler weiterhin als sogenannte Verhandlungsmasse für Barcelonas angedachten Neymar-Transfer von Paris Saint-Germain bereitgehalten werden soll. Und dass Coutinho vielleicht auch nur mit Nachdruck ins Schaufenster gestellt werden soll, wofür das kolportierte Interesse aus München zuträglich wäre. Dessen Verpflichtung ließ sich der Barça Anfang 2018 immerhin 150 Millionen Euro kosten.

Sollten die Münchner das Leihgeschäft ernsthaft erwägen, wäre dies als Signal zu werten, dass sie sich nach Sanés Kreuzbandoperation samt halbjähriger Zwangspause den Kader vorerst borgen wollen. Und, so wird weiterhin vermutet, dass der FC Bayern Sané trotzdem oder zumindest später verpflichten möchte. In jedem Fall soll der erfahrene und bei der WM 2018 herausragende Perisic sofort weiterhelfen. Dass dessen Fähigkeiten nun teils in Zweifel gezogen werden und er als Notlösung eingestuft wird, kann Kovac nicht nachvollziehen - menschlich wie fachlich. »Man macht hier einen Spieler schlecht. Jeder Spieler hat den gleichen Respekt verdient. Man kann nicht über eine B-, C- oder D-Lösung sprechen. Da müssen wir uns alle mal hinterfragen«, sagte Kovac.

Dennoch: Als derzeit sinnvolle Lösung kann Perisic wahrgenommen werden, nicht aber als die eigentlich angestrebte Zukunftslösung. Womöglich kommt der lauf- und zweikampfstarke sowie von seinen neuen Kollegen schon freudig begrüßte Perisic bereits am Freitagabend gegen Hertha BSC zu seinem Debüt für die Münchner. Der FC Bayern ist nach Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg die dritte Bundesligastation seiner Karriere. »Ich freue mich sehr, zurück in Deutschland zu sein. Der FC Bayern ist einer der größten Klubs in Europa«, wurde Perisic in der Mitteilung der Münchner zitiert, »wir wollen nicht nur in der Bundesliga und im DFB-Pokal, sondern auch in der Champions League angreifen.« Die Frage, mit welchem Kader, wird spätestens mit dem Transferschluss am 2. September beantwortet sein.

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